Salbertrand – ein optimaler Ausgangspunkt für Wanderungen in den Cottischen Alpen

Eines der Grundprinzipien der Streckenführung der Via Alpina ist es, nicht nur am Ende einer jeden Tagesetappe eine bewirtschaftete Übernachtungsmöglichkeit bieten zu können – sondern auch in regelmäßigen Abständen die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu gewährleisten.
Das ist auch nötig, da allein schon der vergleichsweise ‚kurze‘ blaue Weg, der über 66 Etappen von der Monte-Rosa-Region bis fast direkt ans Mittelmeer führt, wohl nur von den wenigsten ‚am Stück‘ gewandert werden wird. Es gilt also, gut erreichbare Einstiegsorte zu finden, die zudem eine relativ kurze erste Etappe zum Einlaufen aufweisen.

So ein Ort ist Salbertrand im piemontesischen Val di Susa. Direkt an der Eisenbahnlinie Turin – Bardonecchia (Züge verkehren fast im Ein-Stunden-Takt!) gelegen, spielt es absolut keine Rolle, dass es im Ort selbst (außer einem Zeltplatz) keinerlei Übernachtungsmöglichkeiten gibt! Wer beispielsweise mit dem DB-Nachtzug aus Deutschland anreist, kann bereits am späten Vormittag das obere Susatal erreichen – und trifft direkt am Bahnhof von Salbertrand auf die Via Alpina (Etappe D37).

Wer nun nach Süden in Richtung Monviso durch die Region wandern möchte, für die sich bei uns der Begriff‚ Waldensertäler‘ eingebürgert hat, gelangt nach nur wenigen Minuten in den Parco Naturale Gran Bosco di Salbertrand und trifft dort manchmal – kaum dem Zug entstiegen – schon auf das erste Rotwild. Auf einem sehr schönen Weg (ein Teil des ‚Glorioso Rientro‘, den im August 1689 circa 1.000 Waldenser auf ihrem Marsch aus dem Exil am Genfer See in ihre cottischen Heimattäler nahmen) erreicht man in knapp zwei Stunden das Rifugio Daniele Arlaud auf 1.771m beim Dörfchen Montagne Seu.

Aussichtsreich gelegen, vom 25. April bis 9. September täglich bewirtschaftet (!), ist das Rifugio klein (16 Schlafplätze) – aber sehr fein: die erste Hütte Europas mit Eco-Label-Zertifikat. Denn geheizt wird ausschließlich mit Holz, Energie wird über Sonnenkollektoren gewonnen, auf den Tisch kommen ausschließlich einheimische Produkte etc.etc.

Rifugio Arlaud

Aber auch wer nach Norden Richtung Lac du Mont Cenis und weiter zum höchsten Wallfahrtsort der Alpen, dem Rocciamelone, möchte, findet mit Salbertrand einen wirklich guten Ausgangspunkt. Zwar benötigt, wer streng und damit asphaltvermeidend (aber nicht unbedingt ‚logisch‘) der Via Alpina folgt, zwischen vier und fünf Stunden – wer aber ab Case Peyron stattdessen dem AsF-Weg 12-11-1 folgt, erreicht das Rifugio Levi-Molinari innerhalb von circa 2,5 Stunden.

Rifugio Levi-Molinari

Es ist auf dem Gebiet der Wander-/ Reiseliteratur ja etwas aus der Mode gekommen, Wertungen zu Beherbungungsbetrieben abzugeben. Das war vor 100 oder auch 200 Jahren noch durchaus anders, wie wir immer wieder amüsiert feststellen. Aber Blogs haben nun mal einen vollkommen anderen Charakter, deshalb: was Herzlichkeit und Engagement angeht, verdient das Team vom Levi-Molinari sicher 3 Sterne!

Wer Zeit und Lust hat, kann hier zudem viel Spannendes hören und erleben, z.B. an historisch/ naturkundlichen Führungen zum ‚Pertus‘ teilnehmen, der Galleria Colombano Romean, dem im 16. Jahrhundert mit bloßen Händen innerhalb von sieben Jahren gegrabenen 600 Meter langen und heute noch zu besichtigenden Tunnel, der benötigt wurde, um die Felder der Weiler Cels und Ramats mit Wasser zu versorgen (Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Parco Naturale Gran Bosco di Salbertrand, 29. Juli und 26. August, jeweils 9.30 Uhr). Kann sich schlau machen über die Rückkehr des Bartgeiers (Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Parco Naturale Gran Bosco di Salbertrand, 3. August, 21 Uhr) – oder ‚Il Bramito del Cervo‘ lauschen, dem Röhren der Hirsche (6./ 7. Oktober).

Sabine Bade & Wolfram Mikuteit

Fortsetzung folgt:
Anschlussetappe Richtung Norden „Via Alpina D36: Rifugio Levi-Molinari – Rifugio Vaccarone“

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Eingeordnet unter Bus und Bahn, Cottische Alpen, Susatal, Via Alpina

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