Das gewaltige Forte di Exilles, das auf einem Felssporn zwischen Susa und Salbertrand am Zugang zum oberen Susatal steht, ist nicht zu übersehen. Und wer sich für Alpenfestungen und deren stets ‚wechselvolle Geschichte‘ interessiert, wird sich einen Besuch dieser Anlage sicher nicht entgehen lassen:
Wer auch immer die Region gerade beherrschte, machte sich die strategisch günstige Lage nutzbar und baute hier Befestigungsanlagen, sodass das heutige Fort auf den Ruinen all seiner Vorgänger steht. Nach Kelten, Römern und den Herrschern der Dauphiné waren es im 16. Jahrhundert die Baumeister der französischen Könige Heinrich IV. (Jean de Beins) und Ludwig XIV. (Vauban), die Pläne lieferten für den Bau einer richtigen Sperranlage – die dann doch dem Ansturm der Savoyer nicht standhielt, was u.a. dazu führte, dass mit dem Frieden von Utrecht 1713 die Franzosen das obere Susatal verloren und nun die Baumeister der savoyischen Könige in Exilles weiterbauten. Bis die napoleonischen Truppen kamen und die Anlage kurzerhand schleiften, wofür sie immerhin zwei Jahre benötigten (1796 –1798). Mit dem Sturz Napoleons und der Wiederherstellung der ‚alten Ordnung‘ fiel die gesamte Region an Savoyen zurück, das sich nun dank der gewaltigen Reparationszahlungen, die Frankreich auferlegt wurden, große neue Festungsanlagen erlauben konnte (Motto: in jedem Tal ein Fort, neben Exilles u.a. auch Fenestrelle im Chisonetal und Esseillon im Arctal).
Von einigen später vorgenommenen Änderungen abgesehen, entspricht das heutige Forte d’Exilles dieser in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gebauten Anlage, die – wie oben bereits erwähnt – kaum übersehen werden kann.
Dieser natürlich stark verkürzte Abriss ist zwar ein spannendes Beispiel dafür, was unter ‚wechselvoller Geschichte‘ zu verstehen ist – aber nicht der Grund dafür, weshalb wir das Forte di Exilles, das seit dem Jahr 2000 ein Museum beherbergt, für besuchenswert halten.
Was den Ort so besonders macht sind Tonnengewölbe in der hintersten Ecke des Forts, an denen man leicht vorbei laufen kann, aber nicht sollte!!
Ein Museum, das heutzutage nicht langweilen soll, stand kurz nach der Eröffnung in ‚La Stampa‘, müsse mit uns reden, uns bewegen – und diesem Anspruch werden die sechs Installationen, die ein Team unter der künstlerischen Leitung von Richi Ferrero geschaffen hat, durchaus gerecht.
Wir würden bei dem Versuch, dieses Museumsareal beschreiben zu wollen, kläglich scheitern, versuchen es deshalb auch gar nicht erst. Nur soviel:
Einfache Klänge, Tonfetzen des ‚alpinen Lebens‘ (prasselnder Regen/ Kirchenglocken/ Vogelgezwitscher/ Donner und Blitzeinschlag/ Sturm etc.) und kurze Musikstücke (von Tschaikowsky über Alpini-Chöre bis zu ‚La Montanara‘) wurden collagenartig miteinander verbunden und hallen, mal ganz leise, dann wieder lauter werdend durch die Gänge und verbinden die sechs in Nischen des Tonnengewölbes untergebrachten szenischen Darstellungen miteinander.
In jeder dieser Nischen (‚La Rocca‘, ‚Il Ferro‘, ‚Il Ghiacccio‘, ‚La Nebbia‘, ‚La Neve‘ und ‚La Notte‘) entstehen durch raffinierte Spiegel-, Licht- und Projektionseffekte wiederum eine Vielzahl von einzelnen Bildern. Bilder von Männern, die Uniform tragen, aber alles andere als eine ‚Militärausstellung‘.
Das Museum (Buslinie Susa – Oulx; die Haltestelle befindet sich genau gegenüber des Forts) wird getragen von der Region Piemont und dem ‚Museo Nazionale della Montagna‘ des Club Alpino Italiano (CAI) Turin und ist täglich außer montags geöffnet:
10 – 19 Uhr (vom 15. April bis 30. September)
10 – 14 Uhr (vom 1. Oktober bis 14. April)
Sabine Bade & Wolfram Mikuteit
Ab Herbst 2009 ist das Forte di Exilles nur noch im Sommerhalbjahr geöffnet. Siehe dazu: https://westalpen.wordpress.com/2009/10/25/winterpause-fr-das-forte-di-exilles/
Sabine