Am Eingang des Susatales auf dem Monte Pirchiriano (962m) gelegen, ist die Sacra schon aus der Ferne ein eye-catcher. Und würde uns im nicht weniger imposanten Inneren Sean Connery in Mönchskutte über den Weg laufen, würde er ausgezeichnet ins Bild passen. Kein Wunder also, dass sich hartnäckig das Gerücht hält, dieses Kloster habe Umberto Eco als Vorbild für seinen Roman ‚Der Name der Rose‘ gedient.
Sacra di San Michele – Susatal
Über und um drei kleine Kapellen herum, die als Kultstätte für den Erzengel Michael errichtet worden waren, entstand hier auf halbem Weg zwischen dem Mont Saint Michel am französischen Atlantik und dem Monte Sant’Angelo in Apulien ab dem 11. Jahrhundert eine gigantische Klosteranlage der Benedektiner, finanziert vom adligen Pilger Ugo di Montboissier.
Der Alpenübergang war für Gläubige stets das größte und gefährlichste Hindernis auf ihrem Pilgerweg nach Rom, was entlang der Via Francigena im Susatal eine Vielzahl von Hospizen und Klöstern entstehen ließ, von denen die Sacra das Bedeutendste ist. Zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert fanden gewaltige Baumaßnahmen auf dem schmalen Gipfel des Monte Pirchiriano statt – das Kloster besaß eine Bibliothek von internationalem Ruhm, beherbergte zeitweise mehr als 60 Mönche, und Pilgerströme ließen es aus allen Nähten platzen – sodass sich der langen Bauzeit entsprechend Elemente romanischen als auch gotischen Baustils in der hoch aufragenden Sacra finden. Am berühmtesten sind wohl die in den puren Fels
Scalone dei Morti
integrierte steile Treppe ‚Scalone dei Morti‘, neben der sich Grabmäler der Mönche und Wohltäter des Klosters befinden und die ‚Porta dello Zodiaco‘ mit biblischen Darstellungen, Tierkreiszeichen und mittelalterlichen Symbolen der ‚Hauptsünden‘.
Heute befindet sich die Sacra in Staatsbesitz (das Benediktinerkloster wurde 1622 aufgelöst) und wird seit 1836 von Rosminianer Patres, einer von dem Priester Antonio Rosmini gegründeten Ordensgemeinschaft, verwaltet. Seit 1995 ist die Sacra di San Michele das offizielle ‚Monumento Simbolo del Piemonte‘ – eine sehr gute Wahl, wie wir finden!
Wer eine Wanderung auf der Alta Via Val di Susa unternimmt – von der aus die Sacra aus vielen unterschiedlichen Perspektiven zu sehen ist – sollte sich einen Abstecher dorthin keinesfalls entgehen lassen: Ein sehr schöner Wanderweg führt vom Bahnhof Condove/ Chuisa San Michele (Bahnlinie Turin – Susa) in etwas über einer Stunde hinauf zur Klosteranlage. Er soll bereits im Mittelalter von Pilgern benutzt worden sein, die sich – über den Col du Mont Cenis oder den Col de Mongenèvre kommend – auf dieser Route der Via Francigena auf dem Weg nach Rom befanden.
Dass wir diesen Pilgerweg auch in unseren neuen Piemont-Wanderführer aufgenommen haben, versteht sich aufgrund seiner Attraktivität von selbst.
Sabine Bade & Wolfram Mikuteit