Wir haben im Mai ohne weiteren Kommentar die Links auf die Homepage der Via Alpina und das dazugehörige neue Forum in unsere (im übrigen bewußt sehr knapp gehaltene) Linkliste aufgenommen.
Nachdem aber mittlerweile die einzelnen nationalen Sekretariate und auch die CIPRA in ihrem letzten Newsletter über das neue Internet-Erscheinungsbild berichteten, wollen wir dies nun aber auch tun.
Weil sich mit dem Relaunch nicht nur das ‚Äußere‘ sondern auch ‚Innere‘ der Seite verändert hat, also einige neue Funktionalitäten hinzugekommen sind.
Die Endausbaustufe dürfte hier noch nicht erreicht sein – so hoffen wir zumindest – aber ein Anfang ist zumindest gemacht worden: zum Austausch der Wanderer untereinander, zur schnellen Übermittlung von Veränderungen am Weg, Neuerungen bei Hütten oder Ähnlichem mehr.
Gut Ding will Weile haben, was natürlich vor allem für ambitionierte internationale Projekte gilt. Und das nicht nur bei Wanderwegen, wie wir aus Erfahrung wissen!
Und unsere Erfahrungen mit der Via Alpina sprechen durchaus dafür, dass es sich lohnt, etwas Geduld zu haben! Sind wir im Jahr 2005 wegen fehlender Markierungen noch leise vor uns hinschimpfend durch so manches piemontesische Tal gewandert – hatte sich bereits ein Jahr später alles vollkommen verändert: die Zusatzmarkierung war angebracht und an den Unterkünften prangten die neuen fünfsprachigen Etappenpläne.
Zusatzmarkierung im Valle Stura, Juni 2006
Aber es mag durchaus den Einen oder Anderen geben, der sich die Frage stellt, wofür und ob überhaupt es die Via Alpina eigentlich braucht. Schließlich fand der Wanderer schon immer Wege, auf denen man den gesamten Alpenbogen durchstreifen konnte – auch durchaus ökologisch ‚bewußt‘ und ohne dabei in von ausländischen Großinvestoren errichteten Hotels übernachten zu müssen. Erwähnt seien hier nur die Teilnehmer des Projektes ‚Transalpedes‘, die sich 1992 auf eine Wanderung von Wien nach Nizza durch die Problemregion Alpen machten und in ihrem Buch ‚Alpenglühn‘ nicht nur diesen Weg hochspannend beschrieben, sondern auch auf unterschiedlichste umweltzerstörende Projekte entlang der Route aufmerksam machten.
Wenn es diese Wege also bereits gibt – und darüberhinaus wohl nur die Wenigsten genügend Zeit aufbringen können, von Triest bis Monaco durchzuwandern – ist es dann nicht eigentlich egal, ob zum Beispiel ‚Karnischer Höhenweg‘, ‚Grande Traversata delle Alpi‘ oder ‚GR 5‘ nun zum Teil auch zur ‚Via Alpina‘ gehören? Ist es nicht, meinen wir!
Zum Einen herrschen immer noch rein nationale Wanderwege vor, die manchmal in der Streckenführung auch kuriose Umwege vorgeben, um nicht über ‚fremdes Territorium‘ gelegt werden zu müssen. Ein plastisches Beispiel dafür ist der französische Weitwanderweg GR 52A: Er beginnt direkt an der Grenze zu Italien am Col de Tende in 1871 Metern Höhe ohne jegliche Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel. Die französische Wandervereinigung Fédération Française de la Randonnée Pédestre (FFRP), für die Pflege des phantastischen französischen Weitwanderwegnetzes und die Herausgabe der entsprechenden Topo-Guides zurecht vielgelobt, schlägt zwei rein französische Zugänge vor (von denen der Eine das erste Wegstück des GR 52A ausläßt und der zweite eine Taxifahrt bis zum Tunneleingang nötig macht) – läßt aber den schönen Zugang aus Italien über die GTA vollkommen unerwähnt. Hierbei handelt es sich aber nur um ein Beispiel, denn auch andere Wanderwege nähmen an einigen Stellen, mit nur klitzekleinen Schlenkern über das Ausland, einen attraktiveren Verlauf. Da kann ein europäischer Wanderweg wie die Via Alpina vielleicht die eine oder andere Anregung geben!
Parco Naturale Alpi Marittime, Juni 2006
Viel entscheidender erscheint uns aber, dass die Via Alpina – das Internet macht es möglich – helfen kann, Informationen zu bekommen, die ansonsten nicht oder nur schwierig zugänglich sind. Wer versucht, sämtliche deutschsprachigen Veröffentlichungen über die Ostalpen zu zählen, hat damit wahrscheinlich monatelang zu tun. Wer Gleiches hingegen für die Westalpen (exclusive Schweiz) versucht – nun ja, an zwei Händen lassen sie sich zwar nicht abzählen, aber arg viel mehr benötigt man nicht!
Wir wollen hier keine Ursachenforschung betreiben (obwohl das sicher spannend wäre), sondern schlicht konstatieren, dass es schwierig ist, sich im deutschsprachigen Raum über Wandergebiete in den Westalpen zu informieren – was umgekehrt für französischsprachige Wanderer, die mit den Ostalpen liebäugeln, natürlich genauso gilt. Einfach ‚auf Verdacht‘ im Ausland einen fremdsprachigen Wanderführer zu bestellen, dabei lange Lieferzeiten und ähnliche Unwägsamkeiten hinzunehmen, ist nicht Jedermanns Sache.
Das ‚virtuelle Wandern in ausländischen Regionen‘ auf http://www.via-alpina.org sorgt da für Abhilfe und soll deshalb hier noch kurz erläutert werden!
Für jede der insgesamt 341 Etappen gibt es eine interaktive Karte, auf der der Wegverlauf grob skizziert ist, dazu Angaben zu Gesamtgehzeit, Länge, Aufstiegs- und Abstiegsmeter und ein Wegprofil, aus dem auch die Länge, Markierung und Beschaffenheit pro Teilstrecke (asphaltiert/ geschottert/ Saumweg/ Bergweg/ weglos) erkennbar ist. Zudem werden die nötigen Informationen zu Übernachtungsstätten, Kartenmaterial und Wanderführern genauso geliefert wie die URL des zuständigen Fremdenverkehrsamtes und vieles mehr. Und natürlich stehen all diese Informationen in sämtlichen Sprachen der Via Alpina, also auf deutsch, italienisch, französisch, slowenisch und englisch zur Verfügung. Das alles ersetzt natürlich keinen Wanderführer und soll es auch gar nicht – bietet aber hinreichend Gelegenheit, sich über bestimmte Wandergebiete ein erstes Bild zu machen.
Aushang Posto Tappa Pontebernardo mit alternativer Wegführung
Damit ist die Via Alpina allein schon für all jene Wanderer ein Zugewinn, die sich für Alpenregionen interessieren, die im deutschsprachigen Blätterwald nicht oder nur ganz selten vorkommen und verleitet vielleicht den Einen oder Anderen dazu, neugierig zu werden auf bei uns weniger bekannte Gegenden! Womit zwar die eingangs gestellte provokative Frage, ob es die Via Alpina denn überhaupt braucht, noch lange nicht umfassend beantwortet ist – aber doch wenigstens erste, zugegeben sehr subjektive, Anhaltspunkte geliefert wurden.
Sabine Bade & Wolfram Mikuteit
Der Webauftritt der Via Alpina ist wirklich vorbildlich! Wir sind seit Jahren in den (Süd-) Westalpen unterwegs und wissen daher wie schwierig es manchmal ist sich ein klares Bild für die Routenplanung in Gebieten zu machen, die nicht bereits von der Alpinpresse mehrfach flächendeckend abgedruckt wurden. Dem in diesen Gebieten of sehr sanften Wandertourismus und damit der einheimischen Bevölkerung kann das nur gut tun.