Les Balcons du Mercantour

Einen Namen hat er bereits. Und die nötigen Finanzmittel in Höhe von 19,5 Millionen Euro wurden auch schon bereitgestellt: im Département Alpes-Maritimes entsteht entlang des Alpenhauptkammes der neue Fernwanderweg ‚Les Balcons du Mercantour‘.

Madone de Fenestre
Madone de Fenestre – Etappe auf dem Balkonweg

Zusätzlich zum legendären GR 5, der in den Seealpen vom Col de Larche Richtung Osten südlich des Tinéetales über den Mont Mounier verläuft und den hier auch der blaue Weg der Via Alpina nutzt, wird damit eine rein nationale ‚Wanderwegelücke‘ geschlossen. Denn auch heute kann man bereits die Seealpen sehr gut nah am Alpenhauptkamm durchwandern, muss dabei aus französischer Richtung gesehen aber grenzschlängeln, d.h. immer wieder stückweise auf italienische Wege und Hütten ausweichen – weil es keinen durchgehenden Wanderweg zwischen dem Lac de Rabuons und dem Col de la Lombarde gibt.

Die erste Tranche des neuen Balkonweges
Der leichte Spott, den das Département Alpes-Maritimes – ansonsten bekannt für sein ausgezeichnetes Wanderwegenetz und auch dessen formidable Dokumentation – dafür vom italienischen Nachbarn hinnehmen musste, war denn auch nie ganz zu überhören. Aber nun wird nicht gekleckert, sondern gleich geklotzt: auf 140 Kilometer Länge werden zwischen Saint-Dalmas-le-Selvage und Authion neue Wege zum Teil ex nihilo geschaffen und damit die Hütten am Chemin de L’Energie mit denen im oberen Vésubietal verbunden.
Die erste Tranche des neuen Balkonweges soll im oberen Tinéetal eine 60 Kilometer lange Verbindung zwischen Saint-Dalmas-le-Selvage und Isola 2000 schaffen. Um die geplanten sehr moderaten Wanderetappen realisieren zu können, werden dazu im Abstand von circa 10 bis 12 Kilometern neue Hütten errichtet und bestehende weiter ausgebaut. Für diesen ersten Teilabschnitt sind neue Refuges geplant bei Camp des Fourches, am Lac de Lagarot, an den Lacs de Lausfer und oberhalb von Isola 2000.

… und die zweite Tranche
Der zweite Teil des ‚Balcons du Mercantour‘ wird weitgehend über den GR 52 gelegt und kann auf die vorhandene Infrastruktur der CAF-Hütten Refuge de Cougourde, Refuge de la Madone de Fenestre, Refuge de Nice und Refuge des Merveilles zurückgreifen. Zusätzlich dazu sind neue Hütten am Col de Salèse, in Le Boréon und bei Authion geplant.

Authion l’Authion – Pointe des Trois Communes, neue Hütte in Planung
Wer knapp 20 Millionen Euro bereitstellt, hat Prestigeträchtiges im Sinn. Und so macht auch Christian Estrosi, Präsident des Conseil Général des Départements, keinen Hehl daraus, was er sich von dem neuen Fernwanderweg verspricht: ein internationales Renommé, das es mit dem der ‚Tour du Mont Blanc‘ aufnehmen kann!
Wir würden über dieses Projekt, das innerhalb von 5 Jahren realisiert werden soll, nicht schon heute berichten, wenn nicht bereits daran gebaut würde. Seit Mitte August fräsen Mini-Raupen-Bagger, mit dem Hubschrauber zu ihrem Einsatzort geflogen, einen Weg zwischen dem Lac de Rabuons und dem Lac de Lagarot. Dieses 8 Kilometer lange Teilstück soll bereits im November fertiggestellt sein.

Die Reaktion den Parc National du Mercantour steht noch aus. Wir sind gespannt!

Sabine Bade & Wolfram Mikuteit

siehe auch Update vom Januar 2009

und hier: Prestigeprojekt vor  dem Aus

2 Kommentare

Eingeordnet unter bergauf bergab, Mercantour, Seealpen

2 Antworten zu “Les Balcons du Mercantour

  1. Hallo Stéphane,

    Einmal auf dieses Projekt aufmerksam geworden, verfolgen wir die Angelegenheit in Trekmag, diversen Foren und der Lokalpresse, und werden demnächst auch hier im Blog über die weiteren Entwicklungen berichten.

    Dadurch, dass die CIPRA sofort darüber schrieb (http://www.cipra.org/de/alpmedia/news/3240), dürfte zunächst eine erste alpenweite Aufmerksamkeit hergestellt worden sein. Unseres Wissens sind die Arbeiten am ‚Balcons du Mercantour’ nach den Demonstrationen am Refuge du Rabuons/ in Nizza mittlerweile auch eingestellt worden – und es gab erste ‚Round-Table’-Gespräche zwischen Befürwortern und Gegnern dieses Projektes.

    Was davon zu halten ist, dass die Initiatoren dieses Projektes Fehler in der Vorgehensweise eingeräumt haben und nun (nachträglich) diverse Umweltverträglichkeits-Gutachten in Auftrag gegeben werden sollen, ist für uns aus der Ferne schwer abzuschätzen. Infos sind also jederzeit willkommen.

    Gruß

    Sabine

  2. Stéphane Menet

    SKANDAL IM NATIONALPARK „MERCANTOUR“ (SÜDALPEN)

    Hiermit möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf skandalöse Arbeiten lenken, die in den Südalpen, genauer gesagt im Nationalpark „Le Mercantour“, seit einem Monat begonnen haben. Das „Land“ Alpes-Maritimes hat gleichzeitig den Plan enthüllt und mit den Arbeiten angefangen.
    Auf der Initiative von Herrn Estrosi (dem neuen Bürgermeister von Nizza) hat der „Conseil Général des Alpes-Maritimes“ (Landesrat) entschlossen, einen 140km langen Weg durch den Mercantour zu bauen (+einige neue Berghütten in -ehemaligen?-wilden Plätzen). Dieser Weg soll „Balcons du Mercantour“ heissen und benutzt teilweise schon existierende Wege.
    Es wurde gar keine Erforschung über den umweltlichen Einfluss dieses manchmal 2 meter neuen breiten Weges in 2500m Seehöhe unternommen.

    Die Wissenschaftler sind schon gegen diesen Weg, weil einige geschützte Pflanzen schon dadurch zerstört worden sind.
    Diese „Balcons du Mercantour“ schockieren sehr viele Liebhaber des Mercantours. Innerhalb 10 Tagen haben im Internet schon tausende Leute eine Unterschriftsaktion unterschrieben. Moutain Wilderness und andere Organisationen haben sich dagegen ausgesprochen. Der Nationalpark Mercantour ist ein Park, wo die Wildnis sehr anwesend ist. Der Bürgermeister Estrosi behauptet, dass er einen neuen „Chamonix-Zermatt“ bauen will,

    Mit folgendem Kommitee (http://vigilance-mercantour.fr) machen wir alles Mögliche, aber das genügt überhaupt nicht, weil die finanziellen Einsätze sehr gross sind(über 20 Millionen Euros) Wir kämpfen jeden Tag gegen diese immer grösser werdende Katastrophe.

    > Die Leute sind mit uns, aber wir brauchen, wenn möglich, die Unterstützung von anderen Leuten aus anderen Ländern, die die Berge schützen wollen, und die damit nie einverstanden sein werden, Nationalparks als touristische, beziehungsweise fianzielle, Umgebung zu betrachten . Diese jene Unterstützung könnte unsere letzte Hoffnung sein. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Mit bergfreundlichen Grüssen, Herr Stéphane Menet

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