Neuer Rundwanderweg durch die Valli Chisone und Germanasca

Von Trockenmauern gesäumte Maultierpfade, die zu hochgelegenen Sommerweiden mit bester Aussicht auf die umliegenden Gipfel der Cottischen Alpen führen. Schmalere Wege, auf denen man in längst verlassene Dörfer gelangt und jahrhundertealter Siedlungsgeschichte nachspüren kann. Ein Rundwanderweg, der ‚Sehenswürdigkeiten‘ wie das von Giovanni Agnelli Ende der 20er Jahre des letzten Jahrtausends gegründete frühere Lungensanatorium bei Prà Catinat hoch über Forte Fenestrelle genauso wenig ausläßt wie die Testa dell’Assietta, den auf 2.567 Metern Höhe gelegenen Schauplatz eines blutigen Gemetzels zwischen Franzosen und Savoyern im Österreichischen Erbfolgekrieg 1747.

Testa dell'Assietta
Testa dell’Assietta

Okzitanische Täler, Waldensertäler …
„Das wurde ja auch langsam Zeit!“, war denn auch unser erster Gedanke, als wir nur durch Zufall die neue Faltkarte ‚Carta dei Sentieri delle Valli Chisone e Germanasca‘ mit dem ebenso neuen Rundwanderweg entdeckten.
Zwar gibt es hier mitten im ‚olympischen Dreieck‘ der Winterspiele von Turin 2006 in jedem noch so kleinen Ort ein Touristenbüro, das auch außerhalb der Saison meist an sechs Tagen pro Woche geöffnet ist und damit einen wirklich beispielhaften Service bietet – für einen Wanderweg nach Art der Percorsi Occitani im Mairatal fehlten aber bisher offenbar die Mittel.
Dabei finden auch in diesen beiden okzitanischen Tälern nicht nur Natur- sondern auch Kulturliebhaber alles, was das Herz begehrt – wenn sie sich nur etwas von der Durchfahrtsstraße, die hinauf nach Sestriere führt, entfernen. Geschichte auf Schritt und Tritt, längst nicht nur dort, wo die rote Bandiera Occitana weht. Hier im früheren ‚Escarton di Pragelato‘, einem der fünf Teilgebiete, die sich rund um den Mongenèvrepass zum ‘Bund von Briançon‘, einer Art Bauernrepublik mit dezentralen und für ihre Zeit überaus demokratischen Prinzipien, zusammengeschlossen hatten, fanden auch die Waldenser Rückzugsgebiete. Auf von den lange als ‚Häretiker‘ und ‚Ketzer‘ verfolgten Protestanten Italiens gegründete Dörfer trifft man hier ebenso wie auf Spuren ihrer jahrhundertelangen Verfolgung.

usseaux-kalender
Sonnenkalender in Balboutet, auf der Etappe 3 des Sentiero Valli

Due valli, un sentiero
Es war spät im Jahr, als wir den Rundwanderweg, der in sieben Tagesetappen durch Teile der beiden Täler verläuft, entdeckten. Außer des eingangs beschwärmten Wegstückes – sorgsam rot-weiß markiert, mit neuen Wegweisern und auch vielen Infotafeln bestückt – von Prà Catinat bis Pragelato, das wir bisher aus eigener Anschauung kennen, beschränken wir uns deshalb in der Folge darauf, Informationen aus dem Faltblatt und der Beschreibung im Internet der Comunità Montana Valli Chisone e Germanasca ungeprüft (!!) wiederzugeben. Weil wir noch nie recht verstanden haben, weshalb es Wanderer aus unseren Breiten immer nur ins Mairatal zieht, wo es doch in anderen Tälern mindestens genauso interessante Natur- und Kulturlandschaften gibt. Und weil wir davon ausgehen, dass der Rundwanderweg durch Chisone- und Germanascatal, angereichert durch die vielen anderen Themenwege, die mittlerweile ausgewiesen worden sind, es mit den ‚Percorsi Occitani‘ durchaus aufnehmen kann!

Kartenmaterial:
In den neuesten Auflagen der ‚Carte dei Sentieri e dei Rifugi‘ des Istituto Geografico Centrale (IGC)
Blatt 1 – Valli di Susa, Chisone e Germanasca
Blatt 17 – Torino, Pinerolo e Bassa Valle di Susa
ist der Weg dick rot eingezeichnet („S.V.“ = , Sentiero di Valli).
Das AsF-Blatt 11 ‚Rochemelon – Val di Susa‘ erweist sich hier leider erneut als wenig hilfreich.

Die Übersichtsichtskarte ‚Carta dei Sentieri delle Valli Chisone e Germanasca‘ mit verzeichneter grober Wegführung und Kurzbeschreibung der einzelnen Tagesetappen des Rundweges sowie anderer Themenwege ist kostenlos in den Tourismusbüros erhältlich.

Etappe 1: Porte – Perosa Argentina, 6-7 h
Etappe 2: Perosa Argentina – Usseaux, 6-7 h (*)
Etappe 3: Usseaux – Pragelato, 6-7 h (**)
Etappe 4: Pragelato – Salza di Pinerolo, 6-7 h
Etappe 5: Salza di Pinerolo – Prali, 4 h
Etappe 6: Prali – Pomaretto, 6-7 h
Etappe 7: Pomaretto – Porte, 6-7 h

Sabine Bade & Wolfram Mikuteit

(*) Diese Etappe kann geteilt werden; Übernachtung dann in Prà Catinat
(**) Hier bietet es sich an, eine zusätzliche Etappe einzulegen, um auf dem ‚Sentiero del Plaisentif‘ das Val Tronchea zu erkunden.

Hinterlasse einen Kommentar

Eingeordnet unter Chisonetal, Cottische Alpen

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s