Dieser schneereiche Winter legt zwar den Autoverkehr in den Westalpen etwas lahm – man bedenke: seit über einem Monat gelingt es nicht, die Transitstraße über den Colle della Maddalena/ Col de Larche vollständig zu räumen – beschert aber optimale Bedingungen für Schneeschuh- und Skitouren. Was uns zu einem Abstecher ins Mairatal bewog, in dem wir lange nicht mehr waren (*).
Eine schöne und zudem sehr einfache Tour führt aus dem Unerzio-Seitental hinauf zum Passo della Gardetta mit toller Aussicht auf die gleichnamige Hochebene mit der Rocca la Meja. Die Strecke entspricht dem ersten Teil der Etappe R136 des roten Weges der Via Alpina.
Ausgangspunkt – sommers wie winters – ist Chialvetta (1.494m), wo es zudem mit dem ganzjährig bewirtschafteten Posto Tappa „Osteria della Gardetta“ eine ausgezeichnete Möglichkeit zu einem stop-over gibt. Durch den Ort kann man noch den an den Hauswänden angebrachten rot-weißen Markierungen folgen, dahinter gibt es am Bach entlang langsam aufsteigend kaum noch Chancen, sich ernsthaft zu verlaufen. Mitten durch Pratorotondo, wo schön restaurierte und nun modernen Anforderungen genügende Häuser neben solchen stehen, bei denen die Rampe für Heuschlitten und Vieh noch im Einsatz zu sein scheinen. Weiter auf direktem Weg ins circa 100
Meter höher gelegene Viviere, das ab September 1943, also nach der Kapitulation der Regierung Badoglio und dem darauf folgenden Einmarsch der Deutschen, ein wichtiger und strategisch gut gelegener Stützpunkt der Partisanen war.
Man läßt die Abzweigung zum Colle Ciarbonet und die ins Vallone Enchiausa rechts liegen und steuert auf die Rocca Limburny mit der schon von weitem sichtbaren zweigeschossigen Kasematte zu. Eine von vielen militärischen Befestigungsanlagen entlang der Strecke, aber mindestens ein Meter Schnee auf den Dächern nimmt ihnen jeglichen martialischen Eindruck. Um die Rocca Limburny herum und weiter in südöstlicher Richtung aufsteigend – wie gut, dass es so kalt ist! – verabschiedet sich circa 800 Meter vor dem Pass der Winter- vom Sommerweg: Der in der IGC-Karte verblüffend exakt eingetragenen blauen Skitourenroute folgend gelangt man nämlich nicht direkt zum Passo della Gardetta, sondern auf einen Nebenpass (2.520m), der 400 Meter weiter Richtung NNO und knapp 100 Meter höher liegt. Sei’s drum, was zählt ist die Aussicht, für die wir Bilder sprechen lassen.
Für die Statistik: ER, wie immer flinken Schrittes voran, benötigte 3 Stunden für den Aufstieg, SIE ließ sich nicht hetzen und hält 3,5 Stunden für angemessen.
Sabine Bade & Wolfram Mikuteit
(*)Nachdem dieses wunderschöne Tal zunächst nördlich der Alpen zum Geheimtipp geworden war und nun bereits an vielen Orten auf exakt jene Ansprüche ausgerichtet wurde, die das Gros der deutschsprachigen Wanderer anscheinend hat (??), meiden wir es ein wenig. Womit wir auch der Gefahr zu entgehen hoffen, in das wilde Hauen und Stechen, das um die Gunst der zahlungskräftigen Wanderkunden aus dem Norden tobt, hineingezogen zu werden. Aber im Winter …