Es muss die Italiener ein klein wenig gewurmt haben, dass das Bartgeierpärchen, das jüngst nach über 100 Jahren in den Seealpen wieder für in der Freiheit geborenen Nachwuchs gesorgt hat, sich für die Niederkunft im französischen Mercantour niedergelassen hatte. Wir berichteten hier über diesen Erfolg der Bartgeierwiederansiedlung. Nun aber kreist der Kleine über dem Mairatal.
Und durch Genanalysen der im Nest gefundenen Federn konnte kürzlich der Nachweis erbracht werden, dass Parouart von Sereno abstammt, der im Jahr 2000 im Valle Gesso ausgewildert wurde. Die Identität der Mutter hingegen konnte bisher noch nicht bestimmt werden.
Gut, dachten wir, dann ist er ja wenigstens ein halber Italiener, und die gemeinsamen Bemühungen des französischen Mercantour Nationalparks und des italienischen Parco Naturale delle Alpi Marittime, die seit dem Jahr 1993 ein gemeinsames Wiederansiedlungsprojekt betreiben, tragen ‚hälftige‘ Früchte.
Wie immer bemüht, der guten alten Journalistentradition – die bei Profis leider zunehmend in Vergessenheit gerät – zu folgen, nämlich nicht blind einer einzigen Quelle zu vertrauen, prüften wir auf den Seiten von ‚Wildtier Schweiz‘ kurz Serenos Biographie. Dort lasen wir, was wir in keiner einzigen italienischen Pressemitteilung fanden: Sereno stammt ursprünglich aus Hochsavoyen!
Mit freundlicher Genehmigung: WILDTIER SCHWEIZ / SWISS WILDLIFE INFORMATION SERVICE
Damit bekommt aber auch die Meldung, dass sich Parouart bereits seit längerem im Mairatal aufhält, eine ganz andere Wendung: schließlich liegt das Mairatal auf halbem Weg zwischen Mercantour und Hochsavoyen.
Wir jedenfalls drücken den Italienern ganz fest die Daumen, dass der Jungvogel nicht etwa auf der Reise in die (französische) Heimat seiner Väter ist.
Sabine Bade & Wolfram Mikuteit