Nationaldenkmäler wie die Festung von Carcassonne und das Kloster von Saorge verschachern, um darin Luxusherbergen entstehen zu lassen?
In der „Krise“ ist alles möglich, und leere Staatskassen machen bekanntlich erfinderisch. Nicht nur den französischen Kulturminister Frédéric Mitterrand (man denke an die Begeisterung deutscher Kommunen für das Instrument des Cross-Border-Leasings). Dessen Plan, sich der hohen Unterhaltskosten für unter Denkmalschutz stehende Kulturgüter zu entledigen und durch die Umwandlung in Luxusherbergen vorgeblich auch noch den Tourismus der jeweiligen Region zu beleben, war am 21. Januar 2010 im Figaro beschrieben worden.
Saorge – mittleres Royatal
Das Vorhaben, das ehemalige Franziskanerkloster von Saorge zukünftig nur noch einer sehr exklusiven Klientel zugänglich zu machen, hat die Bevölkerung des Royatales in nachhaltigen Schrecken versetzt – aber nicht gelähmt:
Die Homepage von Saorge enthält den Link zu einer Petition, mit der die Amis du Monastère de Saorge Stimmen gegen das Projekt sammeln. Damit das Kloster von Saorge auch in Zukunft für alle offen steht und weiterhin als Kulturzentrum im Département Alpes-Maritimes dienen kann. Für die literarische Veranstaltungsreihe „Printemps des Poètes“ im März, das Klavierfestival im August u.v.m.
Oui à la Résidence d’Écriture, non à l’Hôtel de Luxe au Monastère de Saorge! Wir haben unterschrieben.
Sabine Bade & Wolfram Mikuteit
Das Franziskanerkloster von Saorge hat eine Geschichte hinter sich, die guten Gewissens als „wechselvoll“ bezeichnet werden kann: vollendet im Jahr 1661 und geweiht der Notre-Dame des Miracles, restauriert und weiter ausgeschmückt zwischen 1760 und 1792 unter anderem mit Fresken, die den Lebensweg des Heiligen Franz von Assisi darstellen, war es zunächst Kloster, während der napoleonischen Besatzungszeit Kaserne, dann Hospiz und wurde 1824 den Franziskanern zurückgegeben. Als diese das Kloster 1903 wieder verlassen mussten, dienten die Gebäude unterschiedlichen Zwecken und wurden zwischen 1940 und 1945 auch von italienischen und deutschen Soldaten belegt. Renovierungen ermöglichten die Rückkehr des Ordens von 1969 bis zur endgültigen Aufgabe 1988. Heute leben im Kloster Kunst- und Literaturstipendiaten, die auch kleinere Ausstellungen mit ihren hier entstandenen Werken veranstalten. Im Gegensatz zur reich verzierten Barockfassade wurde im Inneren – entsprechend der franziskanischen Lehre – auf jegliche Vergoldung verzichtet. Wunderschöne Holzarbeiten an Hauptaltar, Kanzel, Chorgestühl und in der Sakristei.
Seit 1917 steht das hoch am Hang gelegene Kloster unter Denkmalschutz.
Ein wunderschöner Ort …man könnte gleich dableiben :-)