Das Valle Maira galt einmal als das „Schwarze Loch Europas“, das eine Bevölkerungsdichte wie Alaska aufwies und galoppierende Landflucht zu verzeichnen hatte. Davon ist heute längst nichts mehr zu spüren. Mit den Percorsi Occitani, dem Maira-Weg, ist eine Erfolgsgeschichte des sanften Wandertourismus geschrieben worden, die ihresgleichen sucht.
Dieser Erfolg hat zwar viele Mütter und Väter, ist aber bis heute untrennbar mit dem Engagement von Maria und Andrea Schneider verbunden, die im Sommer 1990 in San Martino das Centro Culturale Borgata eröffneten. Dieses liebvoll eingerichtete Haus in herrlicher und abgeschiedener Lage ist längst kein Geheimtipp mehr, aber nach wie vor unbedingt empfehlenswert. Vor allem wegen Maria Schneiders Kochkunst, die das Haus seit dem Tod von Andrea im Jahr 2004 alleine führt.
Wir haben seit der Existenz dieses Blogs noch nie über diese Kult-Institution geschrieben. Warum Eulen nach Athen tragen? Denn wenn über „Wandern im Piemont“ berichtet wird, ist ohnehin meist vom Valle Maira die Rede, und Maria Schneiders Centro Culturale Borgata in San Martino wird dabei in aller Regel auch erwähnt (sei es in der TAZ, der ZEIT oder in Frauenzeitschriften wie Brigitte). Auf andere, weniger bekannte Orte hinzuweisen, erschien uns stets wichtiger.
Diesem Prinzip bleiben wir treu – und schreiben gerade deshalb heute über Maria Schneider. Über deren Internetseite können Wanderer nämlich Reservierungen in 15 anderen Posti Tappa im Mairatal vornehmen. Die Daten werden in Italienisch übermittelt.
Ein schöner Service, wie wir finden!
Sabine Bade & Wolfram Mikuteit
Ich war irgendwann Mitte der 90er im Val Maira in San Martino – einer der schönsten Orte, an denen ich je gewesen bin und seither einer meiner Sehnsuchtsorte. Alle, die meinen, dies wäre nicht das richtige Italien, sondern nur ein Zufluchtsort für deutsche Lehrer und Lehrerinnen, die sollten sich noch mal die Geschichte von den alten Männern aus San Martino erzählen lassen, die von dem Backhaus und einem Dorf, das allmählich wieder ganzjährig bewohnt wurde. Mag sein, dass das wahre Piemont woanders ist, aber San Martino wäre ohne die Schneiders vielleicht immer noch ein Dorf, das nur im Sommer von Familien aus der Stadt bewohnt und im Winter so gut wie ausgestorben wäre. Dieses „wahre“ Piemont wäre ohne diese Geschichte wesentlich ärmer. Wahrscheinlich war schon die Asphaltierung der Straße nach San Martino ein Sündenfall für die (deutschen?) Anhänger des wahren PIemonts … Die Einheimischen fanden das gar nicht so schlecht, hatte ich damals den Eindruck.
Liebe Sabine, gerade bin ich aus dem Maira Tal zurück und möchte bekannt geben, dass Maria Schneider ihr posto tappa Angebot erweitert hat. Dies ist sicherlich auch der steigenden Nachfrage an Wanderern geschuldet. Nun ist auch ein interessantes Büchlein „val maira“ in italienischer Sprache erhältlich. Dieses führt in verschiedenen Kapiteln (tradizioni, architettura, gastronomia etc.) durch das Tal, seinen Dörfern und auch zu den Menschen im val maira.
Einer der zentralen Sätze in obigem Artikel lautet: „ […] Auf andere, weniger bekannte Orte hinzuweisen, erschien uns stets wichtiger. Diesem Prinzip bleiben wir treu […]“.
Aber: Wir kennen das Valle Maira seit über 20 Jahren und glauben von daher einschätzen zu können, welche Impulse Maria und Andrea Schneider gegeben, welche Ideen sie bei der Talbevölkerung ausgelöst haben. Dass wir heute in diesem Tal die Wahl haben zwischen ganz unterschiedlichen Welten (kein Widerspruch zu Vera: „il vero Piemonte e altro!“), ist nicht zuletzt den Schneiders und ihrer Beziehung zum Zürcher Rotpunktverlag und dem Autorenpaar Bauer/Frischknecht zu danken, die das Tal mit ihrem schönen Buch ‚Antipasti und alte Wege’ im deutschsprachigen Raum erst bekannt gemacht haben. Und: Wir freuen uns über jeden Beitrag zu anderen Häusern im Mairatal und liefern hier auch gern den Link zu dem von Irene genannten La Sousto dal Col nach. Rücken aber keinen Meter ab vom Lob über Maria Schneiders Kochkunst.
Sabine
Ich schließe mich der Erstkommentorin an. Wir sind mehrmals am Centro Culturale vorbeigewandert, natürlich nur deutsche Autos am Parkplatz. Nein, ich hatte nicht einmal Lust auf einen kurzen Stopp. Ich mag den Kontakt unterwegs mit Italienern… ein Halt, ein Ratsch und ein eintauchen. Ehrlich bekocht werden von Davide vom „La Sousto dal Col“. Und eine Unterstützung der Einheimischen, die bleiben und ihre Lebensgrundlage im Tal finden. Das ist unterstützenswert!
Das Engagement der Schneiders war ohne Zweifel absolut zentral für die Entwicklung des Percorso Occitano!
Heute ist das Centro Culturale aber eine deutsche Exklave auf italienischem Gebiet. Wir fanden das deutsche Ambiente, die deutschen Autos, nur deutschsprachige Personen und die Wohngemeinschftsathmoshäre auf unserer Wanderung durch das piemontesische Mairatal extrem unangenehm. Einmal sehen um was es sich handelt ist ok, aber sonst: il vero Piemonte e altro!