Im Rifugio Becchi Rossi in Ferrere im oberen Sturatal gibt es keine Doppelzimmer mit TV, Fön und Telefon, kein deutsches Frühstück – und natürlich auch keine Sauna.
Wer beim Wandern im Valle Stura die von zu Hause gewohnten Angenehmlichkeiten sucht, wird den kleinen Ort also weiträumig umgehen. So dass wir uns auch in Zukunft den Blick auf die Nummernschilder der geparkten Autos und die damit verbundene Frage, „Porsche aus Berlin? Dicker Benz aus Wiesbaden? Geländewagen aus Zürich?“, die sich uns am Ortseingang von Sambuco stets aufdrängt, hier sparen können.
Dabei ist Ferrere – das höchstgelegene Dorf im Sturatal – ein Kleinod. Um 1900 lebten noch ca. 160 Menschen ganzjährig in Ferrere. Als Dauersiedlung war der Ort bis Anfang der 1970er-Jahre bewohnt, seitdem nur noch während der Sommermonate. Im kleinen Ortsmuseum, dem Museo del Contrabbandiere (das Haus des Schmugglers, okz.: „Mizoun del Contrabandier“), kann man sich anschauen, wie dort früher gelebt wurde. Ob nun als Schmuggler oder Landwirt. Denn schließlich stellte Schmuggel über Jahrhunderte hinweg eine recht verbreitete und oft lebensnotwendige Erwerbstätigkeit in den entlegenen Alpentälern dar. Der noch erhaltene Dorfkern, die wunderschöne Lage und nicht zuletzt die durch viele rote Banner zum Ausdruck gebrachte Bekenntnis zur okzitanischen Kultur wären allein bereits Anlass genug, dort hinauf zu fahren.
Wer kein Problem damit hat, in Stockbetten zu übernachten, findet zudem im Rifugio Becchi Rossi gleich neben der Dorfkirche eine knuffige Unterkunft. Auch was Patrizia und Giorgio Torassa dort auf den (Holz-)Tisch bringen, kann es mit manch weit teurerer Location durchaus aufnehmen.
Von hier aus kann man zu einer 5-Tage-Wanderung durch die Seealpen starten und dabei grenzüberschreitend auf Schmugglerwegen, Saumpfaden und dem ‚Chemin de l’Energie‘ den Mont Ténibre umrunden.
Aber auch wer zum Abendessen zurück sein möchte, findet mit dem Rundweg über den Colle di Puriac und die Conca del Andelplan ein überaus lohnenswertes
Ziel. Am Pass, unterhalb der Kalkgipfel von Monte Enciastraia und Rocca dei Tre Vescovi – der seinen Namen der Tatsache verdanken soll, dass er einst genau die geografische Grenze zwischen den Bistümern Cuneo, Nizza und Embrun markierte – bietet sich nach Süden eine großartige Aussicht
über die französischen Seealpen und nach Norden über das Stura-Tal hinweg auf den Monte Oronaye.
Das Rifugio Becchi Rossi ist von 1. Juni bis 30. September täglich geöffnet.
Telefon 0171-96715, 338-9315288 und 338-9337379
Sabine Bade & Wolfram Mikuteit