Am 7. August 2011 wird das auf 2.440 Metern Höhe gelegene neue Bivacco Danilo Sartore mit einer Einweihungsfeier seiner Bestimmung übergeben.
Leuchtend rot mit einem bis auf den Boden heruntergezogenen Dach in Form eines Spitzzeltes steht diese Unterkunft in hervorragender Aussichtslage – talauswärts bis über Acceglio hinaus – direkt am Weg auf den Colle del Sautron (2.687 m).
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Das Bivacco bietet bei komfortabler Belegung Platz für acht Personen. Zur Not geh’n auch vierzehn, die alle nicht im Dunkeln sitzen müssen: Eine kleine Solaranlage sorgt für die notwendige Beleuchtung.
Benannt ist es nach einem jungen Mann, der vor acht Jahren mit nur 22 Jahren bei einem Bergunfall starb. Zur Erinnerung an ihn haben seine Eltern das Bivacco errichten lassen.
Das Bivacco Danilo Sartore ist im Winter unverschlossen, im Sommer mit Schlüssel zugänglich, der in Ponte Maira im Cafè Ciarbonet hinterlegt ist. Tel.: +49 0171 99070 und +49 384 9896706.
Der Colle del Sautron damals und heute
Das „Heute“ ist ganz schlicht zu beschreiben:
Wer im nordwestlichsten Zipfel des Mairatals auf mehrtätiger Tour unterwegs ist, findet mit den Sentieri ‚Pier Giorgio Frassati‘, ‚Dino Icardi‘ und ‚Roberto Cavallero‘ drei ganz außergewöhnliche und gut markierte Wege vor, wobei die beiden Letztgenannten abschnittsweise stark exponierte Stellen aufweisen.
Mit dem neuen Bivacco Danilo Sartore ist eine Ergänzung zum schon bestehenden Übernachtungsangebot geschaffen worden, das die Lücke zwischen Bivacco Barenghi (2.815 m) und Bivacco/Rifugio Stroppia (2.260 m) im Norden und den Bivacci Bonelli (2.323 m), Enrico Mario (2.650 m) und Le Due Valli (2.600 m) im Süden schließt.
Zum „Damals“ können wir nur Fragmente liefern.
Gelegen zwischen dem Monte Vallonasso (3.034 m) im Norden und dem Monte Viraysse bzw. Cime del Coste du Col (2.838 m) im Süden stellte der Pass die kürzeste Verbindung zwischen dem Vallée de l’Ubayette und dem Mairatal dar und soll bereits von den Römern im 1. und 2. Jh. n.u.Z. genutzt worden sein.
Mit freundlicher Genehmigung: ESCURSIONISTA EDITORE
Das größte Verkehrsaufkommen dürfte der Pass im 19. Jh. erreicht haben, als die Auswanderungswelle nach Frankreich ihren Höhepunkt erreichte. Die Ruinen des Ricovero Croce Paesana, ehemalige Notunterkunft für die piemontesischen Wanderarbeiter, und eine Gedenktafel, in italienischen Karten als ‚Lapide Emigranti‘ verzeichnet, erinnern an diesen Zeitabschnitt.
Während des Junikrieges 1940 und der ‚Schlacht um die Westalpen‘ wurde der Pass von der italienischen Infanteriedivision Forlì gehalten. Bei ihrem Ziel, die kurz hinter der Grenze liegende Festung Viraysse zu erobern, scheiterte sie kläglich.
Am 12. Mai 1944, seit September 1943 war Norditalien von der deutschen Wehrmacht besetzt, kam es auf der Passhöhe zu einem Zusammentreffen von Vertretern der italienischen Partisaneneinheit ‚Giustizia e Libertà‘ und der französischen Resistance, um die Möglichkeiten koordinierter Aktionen auszuloten und Vorgespräche für einen formellen Pakt zwischen den Widerstandsbewegungen beider besetzter Staaten zu führen. Zwei weitere Treffen sollten folgen. Ersteres am 20. Mai in Barcelonette, die Italiener schickten mit Duccio Galimberti ihren ranghöchsten Vertreter. Die Abschlussvereinbarung wurde am 31. Mai in Saretto unterzeichnet.
Nach dem Krieg nutzten piemontesische Schmuuggler den Pass auf ihrem Weg ins französische Larche – Reis gegen Salz aus der Provence.
Sabine Bade & Wolfram Mikuteit
Ergänzung:
Seit Sommer 2012 ist das Bivacco auch im Sommer ohne Schlüssel zugänglich!
Wolfram Mikuteit