Archiv der Kategorie: Cottische Alpen

Terme di Valdieri: Casa della Bela Rosin nun Hotel-Dépendance

Die Never Ending Story um die Verwendung der beiden erhaltenen Chalets im ‚Schweizer Stil‘, die Vittorio Emanuele II. 1857 in Terme di Valdieri errichten ließ, scheint ein Ende gefunden zu haben. Allerdings kein gutes, um dies gleich vorweg zu nehmen.

Casa della Bela Rosin - Terme di Vadieri - Foto: © Wolfram Mikuteit

Im Sommer 2007 – vor nunmehr 6 Jahren – war die mit öffentlichen Fördergeldern durchgeführte Renovierung der beiden Gebäude abgeschlossen worden. Wir berichteten damals darüber, dass in der ‚Casa della Bela Rosin‘ und dem ‚Casino di Caccia’ zeitnah ein kleines Albergo und ein Restaurant untergebracht werden sollten.

Vittorio Emanuele II. machte Entracque-Valdieri zu einem seiner Jagdreviere, baute hier eine Sommerresidenz und diverse Jagdhäuser.Während er selbst lieber in der Reale Casa di Caccia auf der Valasco-Hochebene nächtigte, ließ er für Rosa Vercellana dies Häuschen erbauen. Mit ihr lebte der König fast 30 Jahre lang bis zu seinem Tod zusammen und heiratete sie 1869 morgantinisch. Oder wie unsere Großmütter noch gesagt hätten: „zur linken Hand“.

Ein schöner Plan, der allerdings im Sande verlief. Denn zwei Ausschreibungsrunden, mit denen ein geeigneter Pächter gefunden werden sollte, verliefen erfolglos. Wie wir zwei Jahre später konstatieren mussten.

Reale Case di Caccia - heute: Rifugio Valasco - Foto: © Wolfram Mikuteit

Im Sommer 2011 war es uns nur noch einen Kommentar wert, dass die ‚Casa della Bela Rosin’ – für die noch immer kein Pächter gefunden war – zwischenzeitlich dem Grand Hotel Royal als Gästehaus für noblen Besuch dient: Als Maria Pia di Savoia, die älteste Tochter des letzten Königs von Italien, im Jahr 2010 mit ihrer Familie in Terme di Valdieri weilte, konnte sie so fast standesgemäß untergebracht werden.
“Könnte man sich etwa eine bessere Verwendung für das mit EU-Mitteln wieder aufgebaute Chalet vorstellen? Honi soit qui mal y pense!“ schrieben wir damals – und prognostizierten, dass hier schon mal mit einem Problelauf Fakten geschaffen werden sollten, die mit der anfangs intendierten Planung für die beiden Chalets nur noch wenig zu tun haben würden.

früher Jagdrevier Entracque - Valdieri, heute der Weg zum Rifugio Questa, Foto: © Wolfram Mikuteit

Mit „Novità 2013“ kündigt nun das Grand Hotel Royal – Terme di Valdieri auf seiner Homepage an, dass ab dieser Saison neben den 100 Zimmern im Hauptgebäude auch in den zwei Chalets übernachtet werden kann.

Grand Hotel Terme di Valdieri - Foto: © Wolfram Mikuteit

Welch sinnvolle Verwendung öffentlicher Fördermittel!
Wer dagegen keine 100 Euro pro Nacht berappen will, hat nachwievor wenig Auswahl in Terme di Valdieri:
Außer dem kargen Posto Tappa GTA gibt es lediglich das Albergo Turismo. Das allerdings hat nun endlich auch eine Homepage, was die Kontaktaufnahme erleichtert: www.albergo-turismo-terme-valdieri.it.

Sabine Bade & Wolfram Mikuteit

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Susatal – Forte di Exilles vorübergehend geschlossen

Das gewaltige Forte di Exilles, das auf einem Felssporn zwischen Susa und Salbertrand am Zugang zum oberen Susatal steht, ist immer einen Besuch wert. Wer sich für Alpenfestungen und deren stets ‚wechselvolle Geschichte‘ interessiert, wird sich die Anlage nicht entgehen lassen wollen, in der zudem – als ‚Sahnehäubchen’ – das Museo Nazionale della Montagna des Club Alpino Italiano (CAI) Turin ein äußerst sehenswertes Museumsareal eingerichtet hat:


Wer auch immer die Region gerade beherrschte, machte sich die strategisch günstige Lage nutzbar und baute hier Befestigungsanlagen, sodass das heutige Fort auf den Ruinen all seiner Vorgänger steht. Nach Kelten, Römern und den Herrschern der Dauphiné waren es im 16. Jahrhundert die Baumeister der französischen Könige Heinrich IV. (Jean de Beins) und Ludwig XIV. (Vauban), die Pläne lieferten für den Bau einer richtigen Sperranlage – die dann doch dem Ansturm der Savoyer nicht standhielt, was u.a. dazu führte, dass mit dem Frieden von Utrecht 1713 die Franzosen das obere Susatal verloren und nun die Baumeister der savoyischen Könige in Exilles weiterbauten. Bis die napoleonischen Truppen kamen und die Anlage kurzerhand schleiften, wofür sie immerhin zwei Jahre benötigten (1796 –1798). Mit dem Sturz Napoleons und der Wiederherstellung der ‚alten Ordnung‘ fiel die gesamte Region an Savoyen zurück, das sich nun dank der gewaltigen Reparationszahlungen, die Frankreich auferlegt wurden, große neue Festungsanlagen erlauben konnte, getreu dem Motto „in jedem Tal ein Fort“. Neben Exilles u.a. auch die Festungen Fenestrelle im Chisone- und Esseillon im Arctal.

Von einigen später vorgenommenen Änderungen abgesehen, entspricht das heutige Forte di Exilles dieser in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gebauten Anlage.


Ab heute (21. Mai 2013) ist das Forte di Exilles allerdings geschlossen – vorübergehend, wie wir hoffen:
Kaum ist der neue Fahrstuhl eröffnet worden, für den die Region Piemont in den vergangenen Jahren 5 Millionen Euro ausgegeben hat, stehen Zahlungsverpflichtungen für den laufenden Unterhalt aus. Was nun zur Schließung führte.

Sabine Bade & Wolfram Mikuteit

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Granatal – Übernachtungsmöglichkeiten und Preise für 2013

Wie für das benachbarte Mairatal hat die Comunità Montana Valli Grana e Maira auch für das Granatal einen Flyer mit den für 2013 gültigen Preisen aller Übernachtungsstätten, vom Hotel bis zum Bivacco, online gestellt.

Granatal - Santuario San Magno, Foto: © Wolfram Mikuteit

OSPITALITA’ IN VALLE GRANA 2013 als PDF (346 kb).

Sabine Bade & Wolfram Mikuteit

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Mairatal – Übernachtungsmöglichkeiten und Preise für 2013

Seit Anfang dieses Jahres besteht die Comunità Montana Valli Grana e Maira zwar offiziell nicht mehr (einer der vielen, wenig nachvollziehbaren Beschlüsse der Region Piemont hat – kaum waren die Comunità Montane am grünen Tisch zusammengelegt worden – nun ihre vollständige Auflösung besiegelt), einen 27-seitigen Flyer mit den für 2013 gültigen Preisen aller Übernachtungsstätten, vom Hotel bis zum Bivacco, hat sie aber noch online gestellt.

Mairatal - Gardetta-Hochebene und Rocca la Meja, Foto: © Wolfram Mikuteit

Genießen wir diesen Service – wer weiß, ob es ihn in Zukunft noch geben wird.

OSPITALITA’ IN VALLE MAIRA 2013 als PDF (524 kb).

Sabine Bade & Wolfram Mikuteit

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Stolperstein-Spaziergang durch Saluzzo

Dass Saluzzo mit seiner sehr gut erhaltenen mittelalterlichen Altstadt, den vielen Palazzi, engen Gassen und Torbögen und wegen der herrlichen Lage am Alpenrand eine Reise wert ist, kann man in den meisten Piemont-Reiseführern nachlesen.

Hinweise auf die jüngere Geschichte – auch wie die Stadt ihrer gedenkt – fehlen dort jedoch. Die Geschehnisse der 20 Monate andauernden deutschen Besatzung Norditaliens bleiben ein ‚weißer Fleck‘. Dem versuchen wir ein wenig entgegen zu setzen; hier mit dem Hinweis auf einen Stolperstein-Spaziergang entlang der ‚Tracce del ricordo‘, die wissenswerte Einblicke in die Historie des Ortes vermitteln. Eine etwas andere Art des ‚Sightseeings‘.

Tracce del ricordo

Im Jahr 2009 wurden in Saluzzo die ‚Tracce del Ricordo‘ eingerichtet:
Vor den früheren Wohnhäusern von 21 in deutschen Konzentrationslagern ermordeten Juden wurden Gedenkplatten in den Boden eingelassen. Sie sind nur unwesentlich größer als die von Gunter Demnig verlegten Stolpersteine und dienen demselben Zweck: die Erinnerung wachzuhalten an das Schicksal der Menschen, die im Nationalsozialismus vertrieben, deportiert und ermordet wurden. Unter den Namen der Opfer, ihrem Alter und dem Konzentrationslager steht jeweils, warum sie dort ermordet wurden: „perché ebreo“ – weil sie Juden waren.

Die jüdische Gemeinde von Saluzzo

Seit Ende des 15. Jahrhunderts leben Menschen jüdischen Glaubens in Saluzzo. Ende des 18. Jahrhunderts siedelten sie sich nach und nach entlang der heutigen Via Deportati Ebrei (früher: Via degli Israeiliti) an, wo das jüdische Ghetto entstand. Im Jahr 1832 wurde dort die Synagoge errichtet. Nachdem Juden im Zuge des italienischen Risorgimento im Jahr 1848 ihre Emanzipation erlangt hatten, wuchs die jüdische Gemeinde von Saluzzo zu einer der größten in der der Provinz Cuneo. Als angesehene Bürger der Stadt nahmen ihre Mitglieder am gesellschaftlichen Leben teil, beteiligten sich am Ersten Weltkrieg, und einige von ihnen waren Mitglieder der faschistischen Partei Mussolinis.

Nachdem ab Mitte der 1930er-Jahre eine breitangelegte antisemitische Pressekampagne sukzessive den Boden für eine Ausgrenzung der Juden gelegt hatte, ließ Mussolini im Juli 1938 das Rassenmanifest (Il fascismo e i problemi della razza) veröffentlichen, das die theoretische Grundlage für die späteren Gesetze darstellen sollte. Darin wurde u.a. behauptet, dass es eine „reine italienische Rasse“ arischen Ursprungs gäbe, der die Juden nicht angehörten. Im August 1938 fand die Zählung der Juden (censimento nazionale degli ebrei) statt, die später den Deutschen für Verhaftungen und anschließende Deportationen in die Vernichtungslager diente.

1938 lebten 45 Juden in Saluzzo. Mit den ab September 1938 verabschiedeten Rassegesetzen wurden sie aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen: ihre Kinder mussten die Schulen und Universitäten verlassen, sie verloren ihre Anstellung in öffentlichen Institutionen und die Lizenz zum Betreiben ihrer Firmen. Durch die damit ausgesprochenen Berufsverbote und die Enteignung jüdischen Vermögens wurde ihnen ihre ökonomische Grundlage entzogen. Ihre physische Verfolgung setzte mit der deutschen Besatzung ein, die unmittelbar auf die italienische Waffenstillstandserklärung vom 8. September 1943 erfolgte, als sich Mussolini und seine Komplizen dafür entschieden, die italienischen Juden der deutschen Deportations-Maschinerie auszuliefern und der Gestapo bei der Verfolgung der Juden freie Hand zu lassen. Die in Saluzzo und der gesamten Provinz Cuneo lebenden Juden wurden verhaftet und die meisten von ihnen im Sammellager von Borgo San Dalmazzo interniert. Einige andere, wie die 74-jährige Anna Segre Levi, zunächst nach Turin gebracht, dort verhört und gefoltert, später deportiert.
Am 15. Februar 1944 wurden die in Borgo San Dalmazzo Inhaftierten zunächst in Viehwaggons in das Lager in Fossoli gebracht, von wo aus der Weitertransport im August 1944 über Bozen in die Vernichtungslager von Auschwitz und Buchenwald erfolgte. 29 Menschen aus Saluzzo wurden dort ermordet. Der junge Isacco Levi, der sich durch Flucht in die Berge rettete, wo er sich der Partisanenbewegung anschloss, verlor auf diese Weise seine gesamte 13-köpfige Familie.

Informationen:
An der Piazza Risorgimento (Ecke Via Spielberg/ Via Deportati Ebrei) gibt es einen Plan zu den ‚Tracce del ricordo‘. Dort sind die Verlegeorte der einzelnen Stolpersteine eingezeichnet.

Wer den Spaziergang noch erweitern möchte, sollte die Synagoge und den jüdischen Friedhof von Saluzzo besuchen.
Der Friedhof befindet sich seit 1795 in der Via Lagnasco. Hier wurden für alle in den Vernichtungslagern ermordeten Juden spezielle Gedenktafeln aufgestellt: „Per non dimenticare“, um nicht zu vergessen. Die seit 1964 nicht mehr genutzte Synagoge steht in der Via Deportati Ebrei. Friedhof und Synagoge können nur nach Anmeldung in der Tourismuszentrale von Saluzzo besichtigt werden: info@saluzzoturistica.it  – Tel. 0175-46710, Fax 0175- 46718.

Sabine Bade & Wolfram Mikuteit

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