Archiv der Kategorie: Tiere der Berge

Wölfe am Gran Paradiso – TV-Tipp

Gestern berichtete Beate Willms in der TAZ in langen Artikeln über Wölfe in Deutschland und die Einführung von Schutzhunden in der Schweiz, die Schaf- und Ziegenherden vor Übergriffen von Wölfen bewahren sollen.

Bei so viel Interesse an Wölfen weisen wir gerne auf ein paar bewegte (Wolfs-)Bilder hin, die ARTE morgen ausstrahlt:
Wölfe am Gran Paradiso
ARTE, 10. August 2012 um 16.45 Uhr
Ein Film von Andrea Rüthlein, 2009, 43 mn

Wiederholungen:
17.08.2012 um 08:55
19.08.2012 um 06:30

Sabine Bade & Wolfram Mikuteit

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Seealpen-Wolfszentrum Uomini e Lupi

wer hat Angst vorm bösen Wolf? Das im Sommer 2010 eröffnete Centro faunistico ‚Uomini e lupi’ in Entracque im Parco delle Alpi Marittime hat die für das Jahr 2012 geltenden Öffnungszeiten veröffentlicht.

Centro Faunistico Uomini e Lupi, Entracque Übersichtsplan der Öffnungszeiten zum Download

Sabine Bade & Wolfram Mikuteit

 

 

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Bartgeier-Auswilderung in den Seealpen mit Fotos von "Schubert" und "Italia 150"

Im Rahmen unserer Bartgeier-Berichterstattung und nach all den Geschichten, die wir hier bereits über Argentera, Aisone, Parouart, Condamine, Vaulabelle, Siel (und wie sie alle heißen) veröffentlicht haben, wollten wir einmal selbst bei einer Auswilderung dabei sein. Am 28. Mai 2011 konnten wir erleben, wie die beiden jungen Bartgeier Schubert und Italia 150 im Vallone Gesso della Barra oberhalb von San Giacomo di Entracque in die Freiheit entlassen wurden.

Eine Erfolgsgeschichte: „Bentornato gipeto!“
Seit 1987 werden die vorher 100 Jahre ganz aus den Alpen verschwundenen mächtigen Greifvögel – lange und zu unrecht als unersättliche Lämmerdiebe verdächtigt und ausgerottet – dort wieder angesiedelt: Nach dem Aufbau eines umfassenden Zuchtprogrammes wurden und werden nachwievor seit dieser Zeit die Jungvögel in den vier Freilassungsregionen Rauris (Hohe Tauern), im Engadin/ Stelvio, Hochsavoyen und in den Seealpen ausgesetzt.
Wie bei den meisten Projekten in den Seealpen arbeiten auch bei der Bartgeier-Wiederansiedlung die beiden direkt aneinander grenzenden und in ihren Ursprüngen auf das ehemalige königliche Jagdrevier Valdieri-Entracque zurückgehenden Naturparks Parco delle Alpi Marittime und Parc National du Mercantour eng zusammen (wie auch in anderen Projekten: z. B. Biodiversität, oder bei der Schaffung eines grenzübergreifenden Nationalparks).

Schubert und Italia 150 auf ihrem Weg in die Freiheit
Wir hatten in San Giacomo übernachtet und konnten so in aller Ruhe beobachten, wie sich der Platz vor der Baita Monte Gelas ab 9.30 Uhr langsam füllte. Die „Hauptpersonen“ dieses Events Schubert und Italia 150 – beide männlich, der eine aus einer spanischen, der andere aus einer österreichischen Zuchtstation – waren die ersten vor Ort. Machten aber keinen Mucks in ihren Pappschachteln auf der Ladefläche des Wagens der Ranger des Parco delle Alpi Marittime.

Bartgeier - Baita Monte Gelas
Wie die Honoratioren wurden sie dann (als das schier nicht endenwollende „Sammeln“ endlich abgeschlossen war) bis zur Gias dell’Isterpis (an der GTA-Etappe zwischen Rifugio Genova Figari und San Giacomo) weitergefahren, während wir Übrigen diesen Weg natürlich regelgerecht zu Fuß zurücklegten.

Bartgeier - Gias dell'Interpis
Es folgte zunächst die Präsentation der noch immer verschlossenen Pappkartons vor der Gias, danach die offiziellen Ansprachen. Am Mikrofon die Direktorin des Parco delle Alpi Marittime Patrizia Rossi, ganz rechts auf dem Foto der stellvertretende Direktor des Parc National du Mercantour Pierre Commenville.

Bartgeier - Patrizia Rossi, Pierre Commenville
Dann durften Schubert und Italia 150 endlich aus ihren Kartons. Was sofort auffiel: Ihr Gefieder wies noch nicht den markanten Rotton auf, der durch das Färben mit eisenoxidhaltigen Schlamm in sogenannten Rotbadestellen entsteht.
Die Beiden ließen sich mit stoischer Ruhe (wir gehen davon aus, dass sie für den Transport etwas sediert wurden) von den Rangern auf und unter den Arm nehmen,

Bartgeier, Name: Schubert
Schubert

Bartgeier, Name: Italia 150
Italia 150

und ihre Flügelspannweite präsentieren, die bei ausgewachsenen Exemplaren fast 3 Meter beträgt, aber auch bei den Jungvögeln wie Schubert und Italia 150 schon recht gewaltig ist.

Dabei kamen die gebleichten Federn, die aufgrund ihrer Anordnung eine Identifizierung auch aus großer Distanz ermöglichen, genauso zum Vorschein wie die Sender, mit denen das Monitoring der Bartgeier auch noch möglich ist, wenn die gebleichten Federn nach der ersten Mauser ausgefallen sind.

Bartgeier - eingefärbte Federn zur Identifizierung
Nach so viel  zur Schau stellen wurden die Vögel wieder in die Kartons verfrachtet, diese auf Tragegestellen fest verzurrt, und los ging es: Die ersten Meter absolvierten – Ehre, wem Ehre gebührt – Patrizia Rossi und Pierre Commenville.

Bartgeier, getragen von Patrizia Rossi und Pierre Commenville
Danach, es ging es steil den Hang hinauf und die meisten der Zuschauer blieben zurück, übernahmen die Parkranger diese Aufgabe.

Bartgeier - jetzt von den Parkwächtern getragen
Auch Wolfram durfte mal tragen!

Bartgeier, getragen von Wolfram und Francesco Tomasinelli
leicht verrutschte Ladung, Italia 150 wird’s danken – Foto: Enrico Albertini

Die Aussetzungsstelle, die auch schon früher benutzt wurde, befindet sich auf ca. 1.650 m Höhe unter einem Felsvorsprung. Hier bezogen nun die beiden Jungvögel den für sie vorbereiteten Horst.

Bartgeier im neuen Zuhause
Ein bisschen was zu knabbern für die nächsten Tage hatten die Träger auch gleich mitgebracht.
Während der nächsten Wochen, bis sie flugfähig sind, werden Schubert und Italia 150 nun noch aus der Ferne überwacht, haben aber ansonsten ihre Ruhe zur langsamen Akklimatisierung.

Wir werden versuchen, über ihre ersten Ausflüge zu berichten.

Sabine Bade & Wolfram Mikuteit

 

 

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Frisch geschlüpfter Bartgeier-Nachwuchs im Gran Paradiso und neue Auswilderungen in den Seealpen

Bruterfolg in der Gran Paradiso-Region
Im Rahmen unserer allseits gern gelesenen ‚Bartgeier-Berichterstattung‘ gibt es wieder eine spektakuläre Premiere zu vermelden:
Im valdostanischen Valsavarenche ist am 10. Mai der erste in Freiheit geborene Bartgeier der italienischen Westalpen geschlüpft. Bisher gab es in den italienischen Alpen lediglich Bruterfolge im Stelvio Nationalpark. Und auch der erste in Freiheit geborene Bartgeier der Seealpen zog es vor, auf französischem Territorium das Licht der Welt zu erblicken.

Mit der Geburt des jungen Bartgeiers in der Gran Paradiso-Region schließt sich nach fast 100 Jahren der Kreis von der gnadenlosen Ausrottung dieser auch fälschlicherweise als ‚Lämmergeier‘ bezeichneten Greifvögel und deren erfolgreicher Wiederansiedlung: Im Jahr 1913 wurde im Valgrisenche der letzte italienische Bartgeier erlegt. Dort im Besucherzentrum des Parco Nazionale Gran Paradiso von Rhêmes Notre Dames steht dementsprechend die gesamte Ausstellungsfläche im Zeichen der Bartgeierwiederansiedlung, unter dem Motto „Bentornato gipeto!“
Bartgeier
der ist schon etwas älter
‚Siel‘ soll der junge Bartgeier (die Geschlechtsbestimmung steht noch aus) übrigens heißen, entschieden die Kinder der Grundschule von Valsavarenche. Was im valdostanischen Patois ‚Himmel‘ (ciel/ cielo) bedeutet.

Weitere Auswilderungen in den Seealpen
Für weiteren Bartgeiernachwuchs wird in 2 Wochen im Parco Alpi Marittime gesorgt. Am 28. Mai 2011 werden bei San Giacomo di Entracque zwei Junge in die Freiheit entlassen. Weitere Einzelheiten dazu demnächst im Rahmen unserer ‚Bartgeier-Berichterstattung‘.

Und hier noch ein wenig Statistik:
Seit 1986 werden in den Alpen wieder junge Bartgeier angesiedelt, flankiert von Aufklärungsmaßnahmen, um der Mär vom ‚Lämmergeier‘, der lebende Tiere reißt, endlich den Boden zu entziehen. Und 1997 war es dann so weit: Phénix, der erste in der Natur geschlüpfte Jungvogel flog aus seinem Horst in Hochsavoyen aus. Seither sind 69 junge Bartgeier in der Natur geschlüpft und ausgeflogen, davon 32 in den italienisch-französischen Westalpen.

Verbreitung des Bartgeiers in Europa
mit freundlicher Genehmigung: WILDTIER SCHWEIZ / SWISS WILDLIFE INFORMATION SERVICE

Allein in dieser Region wurden ab 1987 79 der seltenen Greifvögel in die Freiheit entlassen. Man kennt sie namentlich und verfolgt mittels ausgeklügeltem Monitoring ihre Exkursionen: nachdem man bisher vor der Freilassung einige ihrer Federn bleichte, um sie später wiedererkennen zu können, wird mittlerweile mit Blutprobe und DNA-Analyse ein genetischer Fingerabdruck erstellt.

Sabine Bade & Wolfram Mikuteit

 

 

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Was wächst, kreucht und fleucht im Mercantour Nationalpark?

Dass sich der Parc National du Mercantour durch eine beeindruckende Pflanzenvielfalt auszeichnet, dass dort wegen der ganz unterschiedlichen Mikroklimata eine Mischung aus alpinen und mediterranen Pflanzen wächst, darunter viele Endemiten, ist hinlänglich bekannt. Gleiches gilt für den auf einer Länge von 35 km direkt angrenzenden italienischen Parco Naturale Alpi Marittime. Unter den Endemiten, also jenen Pflanzen, die ausschließlich in einer bestimmten, räumlich klar abgegrenzten Umgebung vorkommen, befindet sich auch die Saxifraga Florulenta, eine sehr seltene Steinbrechart, die nach circa 30 Jahren nur ein einziges Mal im Leben blüht und danach sofort abstirbt.

Und wie selbstverständlich uns in diesem großen, grenzübergreifenden Schutzgebiet die Begegnung mit andernorts eher selten aus der Nähe zu beobachtenden Tieren ist, fiel uns erst auf, als Leser unseres Piemont-Wanderführers nachfragten, ob wir bei dem Foto auf Seite 204 mit Photoshop nachgeholfen haben. neuer Bewohner in alter Kaserne Bassa di Druos – Zimmer mit Aussicht auf der ehemaligen GTA-Etappe in den Seealpen, zw. Isola 2000 und Terme di Valdieri.

Aber was sich jenseits des Augenfälligen hinter der oft angeführten „beeindruckenden Vielfalt von Flora und Fauna“ wirklich verbirgt, war bisher nur zu schätzen: Im Jahr 2007 ging man noch davon aus, dass der Mercantour circa 3.200 unterschiedliche Spezies aufweist. Was auch bereits respektabel gewesen wäre. Im Jahr der Biodiversität 2010, in dem auch das 30-jährige Bestehen des Nationalparks gefeiert wird, sind wir schlauer:
Bisher sind im gesamten Schutzgebiet 8.012 Spezies identifiziert worden, davon 6.149 im Mercantour Nationalpark und 3.907 im Parco Naturale delle Alpi Marittime (Stand: 27.10.2010).

Dass wir heute so konkrete Zahlen veröffentlichen können, ermöglicht ein Projekt namens „ATBI+M“.
Bei All Taxa Biodiversity Inventories + Monitoring handelt es sich um ein Projekt zur Biodiversität, eine Art „Volkszählung“ von Tier- und Pflanzenarten in einem bestimmten Gebiet.
Die Idee zu einem ATBI+M stammt von dem US-Ökologen Dan Janzen und wurde erstmals 1998 im Nationalpark Great Smoky Mountains in den USA umgesetzt.
Saxifraga florulenta – Foto: Christophe Franco/wikipedia/cc-by-sa

Als erstes europäisches ATBI+M-Pilotprogramm erarbeiten nun mehrere hundert Spezialisten aus mehr als 15 Ländern, unter der Leitung des Museum für Naturkunde Berlin und unterstützt von lokalen Naturwissenschaftlern, seit dem Jahr 2007 für den Nationalpark Mercantour und den Parco Alpi Marittime dieses ambitionierte Inventar von Flora und Fauna.
Bisher – das Projekt ist längst noch nicht abgeschlossen – wurden dabei 59 Spezies erstmals in diesem Gebiet entdeckt, 33 finden sich sonst nirgends in Italien oder Frankreich, wie etwa die Goldwespe Philoctetes helveticus, und mindestens zwei Spezies kannte die Wissenschaft bisher noch gar nicht. Spektakuläre Funde also, die es aber natürlich nicht mit der Bekanntheit des Juchtenkäfers aufnehmen können.

Aber je mehr Spezies inventarisiert werden, die sehr selten und unbedingend schützenswert sind – desto größer werden auch die Chancen der beiden Parkgebiete für die gemeinsame Aufnahme in das Welterbe der UNESCO, ein Ziel, an dem bereits seit langem gearbeitet wird.

In der online verfügbaren Datenbank lässt sich nicht nur der Fortschritt dieses Projektes ablesen, sondern auch exakt (Koordinaten) ablesen, was wo genau wächst, kreucht und fleucht. Die Philoctetes helveticus wurde beispielsweise im Süden des Col de Cayolle, bei La Prà am Col de la Bonette und bei Millefonts (St. Dalmas-Valdeblore) identifiziert.
Faszinierend!

Sabine Bade & Wolfram Mikuteit

 

 

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