Der Sentiero Pier Giorgio Frassati im Mairatal

Vor 100 Jahren wurde im oberen Mairatal das Albergo-Rifugio Principe di Piemonte eröffnet. Ein echter Savoyer-Prinz war bei der Einweihung zwar nicht anwesend, dafür aber Giovanni Giolitti, der vor und nach der Jahrhundertwende insgesamt fünfmal italienischer Ministerpräsident war.

Albergo-Rifugio Principe di Piemonte In der Vorankündigung der „Rivista“ des Club Alpino Italiano von 1910 wurde geworben mit cucina alla casalinga (Hausmannskost), prächtiger Aussicht auf den tieferliegenden Lago Visaisa und der guten Erreichbarkeit über die Mulattiera. Vollpension  kostete 6 Lire – die darüberhinaus angebotenen Milchkuren waren etwas teurer.

Unweit der Ruine dieses Hauses – es brannte 1924 ab – führt heute der „Sentiero Pier Giorgio Frassati“ vorbei. Einer der Sentieri Frassati sollten wir schreiben, denn mittlerweile existieren über ganz Italien verteilt 18 Wanderwege, die nach diesem jungen Mann benannt sind.

Pier Giorgio Frassati (1901-1925), Sohn des Gründers der liberalen Tageszeitung La Stampa Alfredo Frassati, widmete sein stark vom katholischen Glauben geprägtes Leben der Unterstützung von Kranken und Bedürftigen in den Elendsvierteln von Turin. Und war als Bergsteiger zudem in den Organisationen Gioventù Cattolica, Club Alpino Italiano und Giovane Montagna aktiv. Er starb im Alter von nur 24 Jahren an den Folgen einer nicht rechtzeitig erkannten Kinderlähmung. Am 20. Mai 1990 erfolgte seine Seligsprechung durch Papst Johannes Paul II. 1996 ist aus dem italienischen Alpenverein heraus die Idee entstanden, Wanderwege in allen italienischen Regionen nach ihm zu benennen. Der erste Sentiero Pier Giorgio Frassati entstand im selben Jahr in Kampanien; im Jahr 2011 werden weitere Wege eingeweiht in Sardinien, dem Trentino und Apulien.

Sicher eine der reizvollsten Touren in den sogenannten „Dolomiten von Cuneo“ führt die nach PGF benannte, ca. 6-stündige Rundwanderung im Mairatal von den namensgebenden Quellen, den Sorgenti del Maira bei Saretto, aussichtsreich hinauf zum Colle della Cavalla (2.539 m).Colle delle Munie Weiter über eine sattgrüne, blumenübersäte und seenreiche Hochebene zum Colle delle Munie (2.542m), einem schon in frühen Zeiten benutzten Übergang zwischen den Tälern Maira und Ubayette. Markiert wird dieser Pass von einem Grenzstein aus dem Jahr 1823, die  französische Lilie auf der einen, das „Croix de Savoie“ auf der anderen Seite. Wenig später ist der erste Blick auf den Lago d’Apzoi spektakulär. Er liegt in einem kleinen Talkessel unterhalb des Monte Oronaye, und wenn im Valle d’Apsoi noch Schnee liegt, wirkt es ein wenig, als würde ein Gletscher in den See auslaufen. Dieser See mit dem Bivacco Bonelli ist einen kurzen Abstecher unbedingt wert. Für Selbstversorger ein Hideaway, wie man es sich schöner kaum vorstellen kann – vorausgesetzt, man hat sich vorher in Acceglio den Hüttenschlüssel besorgt. Lago Visaisa - Chiappera - Rocca Provencale - Valle di Maurin Der darauf folgende Abstieg eröffnet in der Kombination von Tief- und Fernblicken eine Art vertikales Panorama: Unten der Lago Visaisa, in der Ferne die Szenerie von Chiappera, Rocca Provencale und Valle di Maurin. So gelangt man kurz unterhalb der Baumgrenze zu einem namenlosen Pass (2.050 m) mit überragender Aussicht auf den Lago Visaisa. Ein kurzer Abstecher führt zur Ruine des Albergo-Rifugio Principe di Piemonte. Auch ohne Milchkur noch heute ein lohnenswertes Ziel.
Wer nur eine Kurztour unternehmen möchte, schlägt den Weg über den Sentiero Frassati in umgekehrter Richtung ein und erreicht die Ruine innerhalb einer Stunde.
Wir haben diese Rundtour in unseren Piemont-Wanderführer aufgenommen. Und den im Juni 2009 eingeweihten Sentiero Frassati im valdostanischen Val d’Ayas, der über die Alta Via 1 verläuft, stellen wir demnächst hier vor.

Sabine Bade & Wolfram Mikuteit

 

 

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