Der Titel des Films „Tal des Zorns – Widerstand in Frankreichs Alpenwelt“ von Mathias Werth, den die ARD morgen ausstrahlt, ließ uns zunächst an das Megaprojekt der im Bau befindlichen und von vielen Protesten begleiteten Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnverbindung zwischen Turin und Lyon denken, über das wir immer wieder und von Zeit zu Zeit auch deutschsprachige Medien berichten.
Tal des Zorns – Widerstand in Frankreichs Alpenwelt
ARD, Samstag, 24. Oktober 2015, 16.30 – 17.00 Uhr
Autor: Mathias Wert
Stattdessen hat sich der Autor eines ganz anderen Themas angenommen und berichtet über das südfranzösische Royatal. In den Mittelpunkt seiner Reportage stellt er das, was die Talbevölkerung seit vielen Jahren schwer bewegt: Die sukzessive Ausdünnung des Fahrplans der das Tal durchziehenden Tenda-Eisenbahnlinie zugunsten des Ausbaus der Straßenverbindung zur „Rennstrecke für Lastwagen“.
Wir haben in den letzten Jahren immer wieder über die Tenda-Bahn berichtet, diese spektakuläre Bahnverbindung zwischen Cuneo im Norden und Ventimiglia im Süden, die als „Zug der Wunder“ auch ein stückweit durch Frankreich verläuft. Vor zwei Jahren anlässlich der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag – am 7. September 1913 erreichte der erste Zug den Bahnhof von Tende – haben wir auch darauf hingewiesen, dass dieses Jubiläum von der Angst getrübt war, dass diese Linie über kurz oder lang endgültig stillgelegt wird. Und selbstverständlich unterzeichneten wir die Online-Petition, die unter dem sehr frei übersetzten Motto “Hände weg von der Linie Cuneo – Ventimiglia” aufgesetzt war. Für die Bewohner des Royatals ist diese Eisenbahnlinie ihre Lebensader schlechthin: „Wir wollen schließlich nicht erleben, dass auf dieser Strecke nur noch alle Jubeljahre ein Touri-Zug unterwegs ist, wie ihn die Association du Train Touristique du Centre-Var am 12. Oktober von Toulon nach Tende unter dem Motto „Train des Merveilles – Rétro“ auf die Reise schickt. Nichts gegen „Retro“ – aber wenn es sich um öffentliche Verkehrsmittel handelt, können wir auf diesen Trend gut verzichten.“
Daran hat sich bis heute nichts verändert. Sodass wir sehr gespannt darauf sind, welche Meinungen Mathias Werth im Royatal eingefangen hat. Auch darauf, welche Ängste die Menschen mit dem Bau der zweiten Röhre des ältesten Straßentunnels der Alpen verbinden. Als wir im Jahr 2007 über die Pläne berichteten, dachten wir nicht im Traum daran, dass damit die sukzessive Aufgabe der Tenda-Linie einhergehen könnte.
Sabine Bade & Wolfram Mikuteit