Über den Assiettakamm zum neuen Rifugio Casa Assietta

Ganz entspannt zur Testa dell’Assietta
Nachdem wir im Juli dieses Jahres über die Eröffnung der Casa Assietta berichtet haben, wollten wir uns selbst ein Bild machen von dem Rifugio, mit dem nun endlich eine Übernachtungsmöglichkeit auf dem Kamm zwischen Susa- und Chisonetal geschaffen wurde.
Casa Assietta - am gleichnamigen Lago Was überfällig war. Denn wer hier bisher zu Fuß unterwegs war, hatte wegen der Länge der jeweiligen Touren nie genug Muße, den abgeflachten Kamm (assiette = Teller) mit all seinen Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Von Salbertrand über Montagne Seu hinauf zur Testa dell’Assietta benötigt man im Rahmen einer Tagestour hin und zurück circa 8 Stunden. Der Obelisk steht an einem Punkt mit überwältigender Aussicht und erinnert an eine Schlacht während des Österreichischen Erbefolgekrieges. Einrückende Franzosen und Spanier, die die Sperrfestungen im Susa-Tal (Forte Exilles) und Chisone-Tal (Forte Fenestrelle) umgehen wollten, liefen hier am 19. Juli 1747 der piemontesisch-österreichen Armee – die den Angriff über den Kamm erwartet hatte – direkt vor die Flinten. So konnten stark unterlegene Verteidiger mit 7.000 Mann den Angriff der 40.000 Franzosen und Spanier zurückschlagen.
Testa dell'Assietta

Eine sehr attraktive Tour, auf der aber – bisher – gerade genug Zeit blieb, sich außer der tollen Aussicht noch die Reste der Verteidungsanlagen (Trockenmauem in Zickzacklinien, Gräben, Schanzen) anzuschauen, bevor gleich wieder an den Abstieg gedacht werden musste. Ebenso erging es Weitwanderern, die auf der Grande Traversata delle Alpi (Etappe 28) oder dem Blauen Weg der Via Alpina unterwegs waren.

Mit der Eröffnung der ‚Casa Assietta’ am kleinen, eher tümpelgleichen Lago dell’Assietta, die im Jahr 1890 vom Militär errichtet wurde und später den Straßenbauern als Lagerraum diente, steht auf dem breiten Kamm zwischen Susa- und Chisonetal nun endlich ein in den Sommermonaten bewirtschaftetes Rifugio zur Verfügung. Die Möglichkeit zur Übernachtung auf 2.500 Metern bietet damit Gelegenheit, die Tour auf zwei Tage zu verteilen und auch den einen oder anderen Abstecher einzulegen.

Panorama-Kammwandern zwischen Susa-und Chisonetal
Nun ist es darüberhinaus auch endlich möglich, die gesamte Strada dell’Assietta von Sestriere nach Fenestrelle zu Fuß zu begehen, ohne unterwegs biwakieren zu müssen. Diese in der Mussolini-Ära erbaute Höhenstraße zieht sich, mal als Erd- mal als Schotterpiste und nur ganz selten asphaltiert, vom Ortsausgang Sestriere anfangs über Colle Basset, Colle Costa Piana bis zum Monte Genevris (2.533 m), auf dem der Faro degli Alpini steht. Und hinter dem Colle Lauson gelangt man zum neuen Rifugio am Lago dell’Assietta.
Blick in Richtung Westen auf den Grenzkamm hinüber nach Frankreich

Unterhalb der Testa dell’Assietta geht es weiter in östlicher Richtung: Hinter dem gleichnamigen Pass unterhalb des im 19. Jahrhunderts errichteten Forte Gran Serin beginnt der gemächliche Abstieg, vorbei an der Verzweigung zum Colle delle Finestre und dem auf einem Felssporn stehenden Forte Serre Marie. Wie das darüber stehende Corpo di Guardia del Falouel wurde es 1882 als Außenposten des Forte di Fenestrelle zur Verteidigung der Passstraße über den Colle delle Finestre erbaut. Vorbei an der Abzweigung zum etwas tiefer gelegenen Weiler Pequerel mit seinem massiven Lawinenkeil aus dem Jahr 1716 und der Abzweigung zum Rifugio Selleries, gelangt man über einen kurzen Stichweg an einen netten Picknickplatz mit Aussicht auf die zum Forte Fenestrelle gehörende Zugbrücke Ponte Rosso. Kurz vorher zweigt die ‚Strada dei Cannoni’ ab: Dieser ehemalige ‚Kanonenweg’ führt bei stets gleichbleibendem Gefälle schön schattig in insgesamt 26 durchnummerierten Kehren hinunter nach Fenestrelle im Chisonetal.
Forte di Fenestrelle - 635 Meter Höhenunterschied

Was den Panoramagehalt des Weges anbelangt, ist die Strada dell’Assietta mit Aussicht auf Ecrins-Massiv, Monviso und Chaberton kaum zu toppen. Um sie auch staubfrei genießen zu können, bietet sich an, sie vorzugsweise an einem der Tage, an dem sie für den motorisierten Verkehr gesperrt ist, zu begehen: In den Monaten Juli und August Mittwochs und Samstags zwischen 9 und 17 Uhr.

Casa Assietta:

Bewirtschaftet von Mitte Juni bis Mitte September
18 Plätze in 6- und 4-Bettzimmern
Halbpension (Abendessen, Übernachtung, Frühstück) 37 Euro
Tel: +39 0122 456117
Mail: rifugioassietta@libero.it
www.facebook.com/pages/Rifugio-Assietta/247011738752686

Sabine Bade & Wolfram Mikuteit

 

 

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Eingeordnet unter Übernachten, Chisonetal, Cottische Alpen, Susatal

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