Einmal rund um den höchsten Berg der ligurischen Alpen

Wie man den roten Weg der Via Alpina in den Ligurischen Alpen ein wenig abkürzen kann, um direkt und ausgesprochen aussichtsreich vom Col de Tende ans Mittelmeer zu gelangen, haben wir unter dem Motto ‚Viele Wege führen ans Meer‘ bereits berichtet. Auch aufgezeigt, dass sich mit dem neu errichteten Rifugio Don Barbera am Colle dei Signori noch viele weitere Variationsmöglichkeiten eröffnen.

Eine davon möchten wir hier vorstellen: den Giro del Marguareis (*).

giro_marguareis

Rif. Mondovì, 1761m                                 2  Rif. Mongioie, 1555m
Rif. Piero Garelli, 1965                             4  Rif. Don Barbera, 2079
Rif. Pian delle Gorre, 1032                      6  Punta Marguareis, 2651

Dieser Rundweg führt durch den 1978 eingerichteten Parco Naturale Alta Valle Pesio e Tanaro, in dem laut Statistik – Blumenfreunde aufgemerkt! – 1488 der insgesamt in Italien beheimateten 5600 Pflanzenarten vorkommen, unter ihnen Enziane, Edelweiss, Männertreu, Knabenkraut, viele Lilienarten und auch die als ‚Frauenschuh‘ bekannte Orchidee.

Die durch Karst- und Erosionserscheinungen, denen auch der oft verwendete Beiname ‚Kleine Dolomiten‘ zu verdanken ist, geprägte Region ist aber auch für ihre vielen unterirdischen Höhlen und Gänge berühmt und ein wahres Eldorado für Speleologen. Die ersten Höhlen unterhalb der Punta Marguareis (2.651m), dem höchsten Berg der Ligurischen Alpen, wurden bereits Ende des 19. Jahrhunderts entdeckt. Sie gerieten danach etwas in Vergessenheit, machten aber wieder Schlagzeilen, als der französische Höhlenforscher Michel Siffre 1962 ganze 63 Tage in der Höhle von Scarasson verbrachte. Nachdem er bereits im Jahr zuvor Abflüsse der unterirdischen Gletscher erforscht hatte, diente dieser Selbstversuch in völliger Abgeschiedenheit in über hundert Meter Tiefe der Erforschung des menschlichen Biorhythmus.

In dieser also sowohl ober- als auch unterirdisch interessanten Region wurden nun einfach bereits existierende Wanderwege zwischen den fünf bewirtschafteten Hütten im Naturpark miteinander verknüpft, und fertig war der ‚Giro del Marguareis‘.

Als Einstiegsort für den fünftägigen Rundkurs bietet sich das Rifugio Pian delle Gorre im Valle Pesio an, von dem aus auch – kleines Schmankerl für Freunde des ‚unbeschwerten Wanderns‘ – Gepäcktransport angeboten wird. Der Weg beginnt mit der Etappe zum lichtdurchfluteten und auf sympathischste Weise geführten Rifugio Garelli direkt unterhalb der Punta Marguareis, führt weiter über die Rifugi Mondovi – Havis di Giogio und Mongioie unterhalb des gleichnamigen Gipfels (2.630m) zum neuen Rifugio Don Barbera am Colle dei Seignori und endet nach einem kleinen Schlenker über französisches Territorium wieder am Pian delle Gorre.

Wanderer, die auf der Via Alpina unterwegs sind, gelangen auf Etappe R149 am Col de la Boaria als ‚Quereinsteiger‘ auf den Giro und haben im weiteren Verlauf des in unserem Wanderführer beschriebenen Weges gleich mehrmals die Möglichkeit, zwischen Giro und originärer Via-Alpina-Strecke zu wechseln: am Passo di Duca, gleich hinter dem Rifugio Garelli, nach dem Colle del Pas und letztmalig bei Carnino Inferiore.

Hier einen Ratschlag zur Routenwahl geben zu wollen, ist uns unmöglich: alle vorhandenen Optionen haben großen Reiz, führen auf teils historischen Wegen ohne jegliche technische Schwierigkeit durch landschaftlich beeindruckendes Terrain. Nur einen kleinen Hinweis können wir geben, der sich allerdings bereits bei einem kurzen Blick in die Karte aufdrängt: der Abstieg am Passo di Duca zum Rifugio Pian della Gorre dürfte sich nur für Jene lohnen, die noch weiter zur nahegelegenen Certosa di Pesio möchten.

Sabine Bade & Wolfram Mikuteit

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(*) Wer sich im französischen Royatal nach diesem Rundwanderweg erkundigt, sollte darauf achten, dass es nicht zu Verwechslungen mit der Route ‚Traversée du Marguareis‘ kommt!

Hierbei handelt es sich um einen 60 Kilometer langen Mtb-Kurs, der am Col de Tende beginnt, über die Grenzkammpiste bis zur Baisse de Sanson führt und im Royatal in Saint-Dalmas de Tende endet.

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Eingeordnet unter bergauf bergab, Ligurische Alpen, Pesiotal, Royatal, Tanarotal, Via Alpina

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