Bartgeier-Auswilderung in den Seealpen mit Fotos von "Schubert" und "Italia 150"

Im Rahmen unserer Bartgeier-Berichterstattung und nach all den Geschichten, die wir hier bereits über Argentera, Aisone, Parouart, Condamine, Vaulabelle, Siel (und wie sie alle heißen) veröffentlicht haben, wollten wir einmal selbst bei einer Auswilderung dabei sein. Am 28. Mai 2011 konnten wir erleben, wie die beiden jungen Bartgeier Schubert und Italia 150 im Vallone Gesso della Barra oberhalb von San Giacomo di Entracque in die Freiheit entlassen wurden.

Eine Erfolgsgeschichte: „Bentornato gipeto!“
Seit 1987 werden die vorher 100 Jahre ganz aus den Alpen verschwundenen mächtigen Greifvögel – lange und zu unrecht als unersättliche Lämmerdiebe verdächtigt und ausgerottet – dort wieder angesiedelt: Nach dem Aufbau eines umfassenden Zuchtprogrammes wurden und werden nachwievor seit dieser Zeit die Jungvögel in den vier Freilassungsregionen Rauris (Hohe Tauern), im Engadin/ Stelvio, Hochsavoyen und in den Seealpen ausgesetzt.
Wie bei den meisten Projekten in den Seealpen arbeiten auch bei der Bartgeier-Wiederansiedlung die beiden direkt aneinander grenzenden und in ihren Ursprüngen auf das ehemalige königliche Jagdrevier Valdieri-Entracque zurückgehenden Naturparks Parco delle Alpi Marittime und Parc National du Mercantour eng zusammen (wie auch in anderen Projekten: z. B. Biodiversität, oder bei der Schaffung eines grenzübergreifenden Nationalparks).

Schubert und Italia 150 auf ihrem Weg in die Freiheit
Wir hatten in San Giacomo übernachtet und konnten so in aller Ruhe beobachten, wie sich der Platz vor der Baita Monte Gelas ab 9.30 Uhr langsam füllte. Die „Hauptpersonen“ dieses Events Schubert und Italia 150 – beide männlich, der eine aus einer spanischen, der andere aus einer österreichischen Zuchtstation – waren die ersten vor Ort. Machten aber keinen Mucks in ihren Pappschachteln auf der Ladefläche des Wagens der Ranger des Parco delle Alpi Marittime.

Bartgeier - Baita Monte Gelas
Wie die Honoratioren wurden sie dann (als das schier nicht endenwollende „Sammeln“ endlich abgeschlossen war) bis zur Gias dell’Isterpis (an der GTA-Etappe zwischen Rifugio Genova Figari und San Giacomo) weitergefahren, während wir Übrigen diesen Weg natürlich regelgerecht zu Fuß zurücklegten.

Bartgeier - Gias dell'Interpis
Es folgte zunächst die Präsentation der noch immer verschlossenen Pappkartons vor der Gias, danach die offiziellen Ansprachen. Am Mikrofon die Direktorin des Parco delle Alpi Marittime Patrizia Rossi, ganz rechts auf dem Foto der stellvertretende Direktor des Parc National du Mercantour Pierre Commenville.

Bartgeier - Patrizia Rossi, Pierre Commenville
Dann durften Schubert und Italia 150 endlich aus ihren Kartons. Was sofort auffiel: Ihr Gefieder wies noch nicht den markanten Rotton auf, der durch das Färben mit eisenoxidhaltigen Schlamm in sogenannten Rotbadestellen entsteht.
Die Beiden ließen sich mit stoischer Ruhe (wir gehen davon aus, dass sie für den Transport etwas sediert wurden) von den Rangern auf und unter den Arm nehmen,

Bartgeier, Name: Schubert
Schubert

Bartgeier, Name: Italia 150
Italia 150

und ihre Flügelspannweite präsentieren, die bei ausgewachsenen Exemplaren fast 3 Meter beträgt, aber auch bei den Jungvögeln wie Schubert und Italia 150 schon recht gewaltig ist.

Dabei kamen die gebleichten Federn, die aufgrund ihrer Anordnung eine Identifizierung auch aus großer Distanz ermöglichen, genauso zum Vorschein wie die Sender, mit denen das Monitoring der Bartgeier auch noch möglich ist, wenn die gebleichten Federn nach der ersten Mauser ausgefallen sind.

Bartgeier - eingefärbte Federn zur Identifizierung
Nach so viel  zur Schau stellen wurden die Vögel wieder in die Kartons verfrachtet, diese auf Tragegestellen fest verzurrt, und los ging es: Die ersten Meter absolvierten – Ehre, wem Ehre gebührt – Patrizia Rossi und Pierre Commenville.

Bartgeier, getragen von Patrizia Rossi und Pierre Commenville
Danach, es ging es steil den Hang hinauf und die meisten der Zuschauer blieben zurück, übernahmen die Parkranger diese Aufgabe.

Bartgeier - jetzt von den Parkwächtern getragen
Auch Wolfram durfte mal tragen!

Bartgeier, getragen von Wolfram und Francesco Tomasinelli
leicht verrutschte Ladung, Italia 150 wird’s danken – Foto: Enrico Albertini

Die Aussetzungsstelle, die auch schon früher benutzt wurde, befindet sich auf ca. 1.650 m Höhe unter einem Felsvorsprung. Hier bezogen nun die beiden Jungvögel den für sie vorbereiteten Horst.

Bartgeier im neuen Zuhause
Ein bisschen was zu knabbern für die nächsten Tage hatten die Träger auch gleich mitgebracht.
Während der nächsten Wochen, bis sie flugfähig sind, werden Schubert und Italia 150 nun noch aus der Ferne überwacht, haben aber ansonsten ihre Ruhe zur langsamen Akklimatisierung.

Wir werden versuchen, über ihre ersten Ausflüge zu berichten.

Sabine Bade & Wolfram Mikuteit

 

 

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Eingeordnet unter Gessotal, Seealpen, Tiere der Berge

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