1250 neue Grundbesitzer im Susatal – NO TAV!

Durch das Susatal zu kommen und nicht auf die ‚NO TAV‘-Bewegung aufmerksam zu werden, ist schlicht unmöglich. Knapp und kategorisch bringt die Bevölkerung des Tales damit zum Ausdruck, was sie verhindern will: den Treno ad alta velocità, beziehungsweise die Bauvorhaben, die hier geplant sind, um die Hochgeschwindigkeitstrasse zwischen Turin und Lyon zu realisieren. Das aus dem Jahr 1989 herrührende Projekt sieht vor, in dem durch Transitverkehr bereits stark belasteten Tal der Dora Riparia bis zum Jahr 2020 einen der längsten Basistunnel der Alpen entstehen lassen. Zunächst für den Personenverkehr konzipiert, soll die Strecke nun im Rahmen des transeuropäischen ‚Verkehrskorridor 5 Kiev – Lissabon‘ als Gütertransportverbindung fungieren – wobei allerdings noch nicht einmal Hochrechnungen der Betreibergesellschaften davon ausgehen, dass von diesem Angebot besonders rege Gebrauch gemacht werden wird.

NO TAV

Die Gegner dieses gigantischen Großprojektes, circa 90 Prozent der Talbevölkerung, angeführt von den Bürgermeistern der Gemeinden des Tales, der Comunità Montana Alta und Bassa Susa, unterstützt von Umweltschutzorganisationen wie Legambiente – dennoch aus den städtischen Zentren wahlweise als linke Krawallmacher oder Hinterwäldler ohne Verständnis für die Notwendigkeiten einer globalisierten Welt diffamiert – setzen der Zerstörung ihres so traditionsreichen Tales viele stichhaltige Argumente entgegen. Sie weisen auf die Möglichkeit des Ausbaus der bereits vorhandenen Bahnlinie hin, lassen Kosten-Nutzen-Analysen anfertigen und zeigen Folgen für Umwelt, Bevölkerung und die lokalen Betriebe auf, die durch die zu erwartende permanente Lärmbelästigung und Schadstoffbelastung bei den jahrelangen Aushub- und Abraumarbeiten entstehen würden. Sie gehen manchmal zu Demonstrationen auf die Straße, oft den Weg durch die Institutionen: Im letzten Jahr hat das NO-TAV-Komitee 32.000 Unterschriften gegen das Projekt gesammelt, die am 25. September dem Petitionsausschuss der Europäischen Kommission in Straßburg übergeben wurden (die EU ko-finanziert das Projekt).

NO-TAV-Chiomonte

Für den Fall aber, dass all diese Argumente verhallen sollten, trafen sich jetzt am 30. März 1.250 Menschen in Chiomonte (oberes Susatal), um sich als neue Grundstücksbesitzer ins Grundbuch eintragen zu lassen: Sie haben entlang der geplanten Bahntrasse jeweils einen Quadratmeter Land erworben, Kaufpreis: 15 Euro, und stellen sich damit bei etwaigen Enteignungsverfahren ‚in die erste Reihe‘.

Es bleibt spannend – la lotta continua!

Sabine Bade & Wolfram Mikuteit

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