Mit dem Zug ins Valle di Cogne? Schön wäre es!

Am 3. März 2013 wurde in Italien zum 6. Mal der Tag der ins Vergessen geratenen Eisenbahnstrecken begangen – ‚La Giornata nazionale delle Ferrovie dimenticate‘.

Ein nicht nur für Nostalgiker interessantes Thema: Immer mehr lokale Bahnstrecken werden stillgelegt, andere – wie die alpenquerende Tendalinie – ausgedünnt. Während auf Kosten der Pendler also rigoros gespart wird, stehen für ökonomisch völlig unsinnige, aber prestigeträchtige Großprojekte wie im Susatal zweistellige Milliardenbeträge zur Verfügung.

Im Aostatal wurde der Gedenktag am 3. März 2013 genutzt, um für den Erhalt der Ferrovia del Drinc zu kämpfen.

Die Rettung der Ferrovia del Drinc

Über hundert Jahre lang wurde im Valle di Cogne Eisenerz abgebaut. Erste Fundstellen waren bereits im 15. Jahrhundert identifiziert worden. Das Material aber aus dem abgelegenen Tal nach Aosta zu befördern, stellte ein großes Problem dar: Die erst 1918 angelegte Straße war im Winter meist durch Lawinenabgänge unpassierbar. Realisiert wurde deshalb eine kürzere – und ganzjährig nutzbare – Transportroute mitten durch das Bergmassiv, das das Valle di Cogne vom nördlich gelegenen Haupttal trennt.

die Mine La Colonna im Valle di Cogne

Die oberhalb von Cogne in den auf über 2.400 Metern Höhe liegenden Minen von Colonna und Liconi abgebauten Erze wurden mit einem Materiallift ins Tal befördert und von dort mit der im Oktober 1922 eröffneten ‘Ferrovia del Drinc’ – fast durchgängig in Gallerien unter dem gleichnamigen Berg – in das Aostatal befördert. In Acque Fredde, etwas unterhalb der heutigen Skistation von Pila, stand ein weiterer Materiallift, mit dem das Erz hinunter nach Aosta schwebte.

Den Weg des Erzes, auch einen interessanten Einblick in das Leben der Männer in der mit Kirche, Krankenstation, Kino und Bocciaplatz ausgestatteten Siedlung von Colonna, zeigt ein kurzer Film der RAI in französischer Sprache.

1979 wurde die Mine aufgegeben und die Ferrovia del Drinc stillgelegt. Unmittelbar danach entstand die Idee, dieses für das Aostatal einmalige Kultur- und Industriedenkmal zu erhalten. Ein neuer Nutzungsplan wurde entwickelt: Die 12 Kilometer lange Eisenbahnverbindung zwischen Acque Fredde im Aostatal und Plan Praz bei Cogne sollte zukünftig für den Personenverkehr touristisch genutzt und durch die Anbindung an die Kabinenbahn Aosta – Pila eine schnelle Verbindung zwischen den Touristenorten Pila und Cogne sommers wie winters geschaffen werden. Ein tolle Idee, die 1984 auch in Angriff genommen wurde. Bis kurz vor der Einweihung – und nach der Investion von 30 Millionen Euro – das gesamte Vorhaben beendet wurde.

Da war der Gleiskörper längst erneuert, die Bahnhöfe fertiggestellt, Fahrkartenautomaten aufgehängt und Waggons mit Skiträgern angeschafft. Im Jahr 2010 warb an der Talstation der Kabinenbahn Aosta – Pila noch ein großes Plakat für den ‘trenino dei minatori’ nach Cogne.

Das Projekt war gestoppt und später ganz eingestellt worden, nachdem Studien diverse Mängel (u.a. im Belüftungssystem) zutage gebracht haben. Über die zukünftige Nutzung der Anlagen wird nachwievor gestritten.

Cuore di Ferro Valle d'Aosta

Für den Erhalt der Ferrovia del Drinc setzt sich vehement und von Legambiente unterstützt ein Bürgerkomitee ein, das auch einen lesenswerten Blog betreibt.

Sabine Bade & Wolfram Mikuteit

Ein Kommentar

Eingeordnet unter Aostatal, Cognetal

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